Die wundersame Auferstehung, die Max Verstappen am Sonntag mit dem zweiten Platz im Ungarn-Grand-Prix vollendet hat, gehört zu den bemerkenswertesten Ereignissen der noch jungen Formel-1-Saison. 20 Minuten vor dem Start stand der RB16 des Niederländers mit schwerer Havarie da, dann gelang der Red-Bull-Mannschaft jedoch in Rekordzeit die Reparatur. Und Verstappen fuhr ein fehlerfreies Rennen.
"Die Vorderachse hat blockiert. Ich bin von der Bremse gegangen, habe noch einmal gebremst, aber es hat wieder blockiert", erklärte Verstappen seinen Unfall in Kurve 12 in der Einführungsrunde. "Ich habe schon die ganze Runde mit dem geringen Grip gekämpft, dann bin ich nicht mehr ausgekommen und bin direkt in die Mauer." Nach dem Einschlag war der Frontflügel weg und die vordere Aufhängung schwer ramponiert.
Er hätte auch an Ort und Stelle aus dem Auto aussteigen und das Rennen vor dem Start beenden können, meinte der 22-Jährige. Auch Teamchef Christian Horner berichtete, dass Verstappen kurz vor der Aufgabe war. "Aber man soll nie aufgeben", erklärte der Niederländer. "Ich wollte das Auto noch auf die Startaufstellung stellen, damit wir sehen können, was noch möglich ist." Und dann vollbrachten die Mechaniker ein wahres Wunder, brauchen die durchgeführten Arbeiten doch laut Horner normalerweise eineinhalb Stunden. "Sie haben es in 20 Minuten geschafft", betonte der Engländer.
25 Sekunden zwischen Aufgabe und Podest
So manch anderer hätte das beschädigte Auto an die Box beordert, wo die Reparatur vermeintlich einfacher durchzuführen wäre. Nicht so Horner. Das hätte nämlich auch zur Folge gehabt, dass Verstappen den siebenten Platz in der Startaufstellung aufgeben und auch aus der Box ins Rennen gehen hätte müssen. Bei den nahezu nicht vorhandenen Überholmöglichkeiten auf dem Hungaroring wäre die Chance auf einen Podestplatz dahin gewesen. Also riskierte Red Bull, und das Kalkül ging auf. Horner: "Sie sind 25 Sekunden vor der Deadline fertig geworden!"
Wenn sie es nicht hingekriegt hätten, wäre sein verkorkstes Wochenende perfekt gewesen, sagte Verstappen. "Es waren verrückte zehn bis zwölf Minuten." Nachher bedankte er sich unzählige Male bei seiner Crew. "Die Mechaniker haben einen unglaublichen Job gemacht, das Auto zu reparieren. Die erste Runde war dann wirklich gut, und von da an haben wir strategisch die richtigen Entscheidungen getroffen. Nach so einem schwierigen Wochenende zwischen die zwei Mercedes zu fahren, ist ein tolles Ergebnis und etwas, mit dem wir definitiv nicht gerechnet haben." Horner meinte: "Die Mechaniker haben den Tag von Max gerettet."
Horner: "Wissen jetzt, woran wir arbeiten müssen"
Ein Fehler von Mercedes-Pilot Valtteri Bottas beim Start trug sicher auch zum positiven Resultat bei, doch auch insgesamt machte Red Bull im Rennanzug einen stabileren, schnelleren Eindruck als in den Trainings und im Qualifying. Der Thailänder Alexander Albon im zweiten Red Bull belegte von Startplatz 13 aus den respektablen fünften Platz.
"Wir wissen jetzt, woran wir arbeiten müssen", sagte Horner zu den Aerodynamik-Problemen, die das Auto laut Aussage von Verstappen zuvor teilweise fast unfahrbar gemacht hatten. "Wir kommen schön langsam hin", verriet Verstappen. "Wir müssen viele Dinge analysieren, wo wir uns verbessern können. Aber auch wenn man ein schlechtes Wochenende hat, muss man immer das Beste rausholen."