Sie nahmen in regelmäßigen Abständen Abschied vom Sport, die traditionsreichen Rennställe der Formel 1. Oft gingen über Nacht die Lichter aus. Viele waren erfolgreich, sehr erfolgreich sogar. Wie Lotus, das von 1958 bis 1994 sieben Mal Konstrukteurs-Weltmeister wurde, sechs Mal stellte das Team des genialen Colin Chapman den Fahrer-Weltmeister (Jochen Rindt, 1970). Oder wie Tyrrell (1969 bis 1998), zweimal Weltmeister in den 70er-Jahren mit Jackie Stewart. Oder Benetton und Ligier, March oder Brabham. Dazu auch einige Vertreter aus dem „Armenhaus“ der Formel 1, wie Fondmetal, Onyx, Simtek (Ratzenberger), Arrows und, und, und.
Es gibt, schließt man Mercedes einmal aus, nur noch drei richtige Traditionsrennställe in der Königsklasse. Natürlich Ferrari. Und dann die beiden „Garagisten“, wie man kleine englische Teams früher nannte, die sich gegen Auto-Hersteller bemüh(t)en: McLaren, 1963 gegründet von Bruce McLaren – und Williams.
Seit 1977 ist der von Frank Williams und Patrick Head gegründete Rennstall in der Formel 1. Mit 114 Grand-Prix-Siegen zählt er gar zu den erfolgreichsten – und kämpft doch ums Überleben. Ein Sponsor nach dem anderen verließ das Team aus Grove.
„Williams Advanced Engineering“, die Mutterfirma, notiert seit Jahren an der Börse. In diesem technischen Geschäftsfeld bleiben die Umsätze konstant, mit dem Formel-1-Team schreibt Williams aber immer Verluste, im Coronajahr 2020 erst recht. Seit heuer stehen Anteile der Firma zum Verkauf.
Claire Williams, Tochter von Firmengründer Frank Williams, der seit einem Autounfall im Jahr 1986 mit Querschnittlähmung im Rollstuhl sitzt, führt als stellvertretende Teamchefin das operative Geschäft. Bei einer Pressekonferenz in Spielberg klärte die derzeit einzige Frau in einer Führungsposition in der Formel 1 die Lage auf: Es gebe eine ganze Reihe potenzieller Investoren, sagte sie. Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich zu beteiligen. Entweder man übernimmt Anteile oder erwirbt alles in Bausch und Bogen. Welcher Weg der beste ist, wird noch in diesem Jahr der Vorstand entscheiden.
Unter den Interessenten ist auch der kanadisch-iranische Unternehmer Michael Latifi, dessen Sohn Nicholas mittlerweile neben George Russell für Williams fährt. „Forbes“ schätzt das Vermögen von Vater Latifi auf zwei Milliarden Dollar, sein Lebensmittelkonzern „Sofina“ ist in diesem Jahr bereits Hauptsponsor des Teams und sichert damit die Saison 2020.
Einige Jahre war auch ein Österreicher gut im Rennen: Toto Wolff hielt Anteile, die er 2010, als er Mercedes-Sportchef wurde, veräußern musste.