Die Frage stellte sich, seit erstmals ein Vehikel mit vier Rädern wettbewerbsmäßig um die Kurven knatterte. Das war die Fahrt von Paris nach Rouen am 22. Juli 1894. Und man blieb eine halbwegs zuverlässige Antwort bis heute schuldig. Wer ist der beste Rennfahrer aller Zeiten? Es hapert schon an den zu unterschiedlichen Möglichkeiten der Veranstaltungen. Während ein Juan Manuel Fangio bei seinem ersten WM-Titel (1951) lediglich bei nur acht WM-Läufen an den Start gehen konnte, waren es im Vorjahr 21 Rennen, heuer hätten es 22 sein sollen.
Man wird froh sein, die acht derzeit geplanten Grands Prix veranstalten zu dürfen. Der Startschuss ist am vergangenen Wochenende einmal in Spielberg gelungen, die Wiederholung des mehr als geglückten Schauspiels folgt als Großer Preis der Steiermark kommendes Wochenende.
Und nun bleibt zumindest die Frage: Wann holt Lewis Hamilton Michael Schumacher ein? Denn wenn man den besten Fahrer an seinen WM-Titeln misst, ist Schumacher mit seinen sieben Weltmeisterschaften noch der Führende, gefolgt von Lewis Hamilton mit sechs. Der Brite ist völlig fokussiert auf die Schumi-Rekorde. Und Mercedes ist gewillt, ihm dafür das richtige Auto zur Verfügung zu stellen. „Wir möchten gemeinsam ein Vermächtnis aufbauen, das über den Sport hinausgeht“, sagte der Brite vor dem Neustart. Dabei geht es Hamilton längst um mehr als den Sport. Der Superstar hat sein Engagement gegen gesellschaftliche Probleme beschleunigt. Er wehrt sich gegen Rassismus und Diskriminierung. Er lebt „Black Lives Matter“ (Schwarze Leben zählen).
Aber Schumachers Rekordmarken sind für Hamilton Motivation auf der Rennstrecke. Galten die Bestmarken des Deutschen einst als Rekorde für die Ewigkeit, fragt sich heute keiner mehr, ob Hamilton diese Werte verbessern kann, sondern nur noch, wann. Bei den Podestplätzen hat er bereits die Nase vorne, ebenso bei den Polepositions. Die Strafen von Spielberg I werden ihm zwar den Titelgewinn heuer nicht leichter machen, die Anzahl der Rennsiege von Schumacher (91) sollte aber auch spätestens im nächsten Jahr fallen.
Es wird nicht leichter
Es hängt ja alles vor allem davon ab, wie lange Hamilton noch fährt. Da aber derzeit nichts auf einen Rücktritt des 34-Jährigen hinweist, ist davon auszugehen, dass er mit Mercedes auch noch 2021 um Siege und Titel fahren wird. Acht Siege und ein Titel sollten doch zu machen sein.
Trotzdem: Auch wenn Hamilton alle Schumacher-Rekorde knackt, wird man nicht schlüssig behaupten können, er sei jetzt der beste Formel-1-Pilot. Der Beste der Gegenwart auf alle Fälle. Denn man kann auch nicht in die Waagschale werfen, er habe nicht die stärksten Gegner geschlagen. Er hat sich gegen einen Alonso, Räikkönen, Rosberg und Button durchgesetzt, natürlich auch gegen Vettel. Er fuhr gegen die erfolgreichsten Piloten der letzten Jahre, oft saßen sie sogar im gleichen Auto.
Und leichter wird ihm das Gewinnen auch in Zukunft nicht gemacht. Denn die jungen Wilden, wie Verstappen oder Leclerc, sägen an seinem Thron, rütteln Rennen für Rennen an der Vormachtstellung. Und auch sein Teamkollege Valtteri Bottas hat gezeigt, dass er ein Siegfahrer ist, mit gelassener Überlegtheit und auch schierem Speed.