Die „Formel 1 AG“ fehlen derzeit zwei wichtige Einnahmequellen. Zum einen die Antrittsgebühr, die jeder Veranstalter dem Formel-1-Management überweisen muss. Im Schnitt sind es 30 Millionen Euro, manche zahlen mehr, manche weniger. Von diesem Geld bekommt jedes Team seinen Anteil. Weil schon sieben Rennen abgesagt oder verschoben wurden, fehlen damit schon einmal rund 200 Millionen Euro in der Kasse. Und auch jetzt wird nicht viel bezahlt, weil die Veranstalter ja keine Zuschauer-Einnahmen haben.

Eine weitere große Einnahmequelle sind die TV-Gelder. Es wird kaum ein Sender den vollen Jahresbetrag bezahlen, wenn nicht genügend Rennen ausgetragen werden. Ähnliches gilt für die Sponsoren, die um jede TV-Minute feilschen. Dazu fehlen die Einnahmen aus dem Paddock-Club. Da werden sündteure Karten (3000 bis 5000 Euro pro Person) angeboten. Und diese Karten sind trotz der Kosten die ersten Kontingente, die zumeist ausverkauft sind. Zum Re-Start bleiben einige Fragen offen:


1 Welche Teams sind durch die Coronakrise akut gefährdet?

Mit großen finanziellen Sorgen machte McLaren Schlagzeilen. Der Mutterkonzern musste 1200 Stellen streichen, darunter auch im Formel-1-Team. Kurz drohte sogar die Insolvenz. Erst ein Kredit in Höhe von 165 Millionen Euro durch die Nationalbank von Bahrain verhinderte das Schlimmste. Darüber hinaus mussten Mitarbeiter Gehaltseinbußen hinnehmen. Gestoppt werden mussten einige Zukunfts- und Entwicklungsprojekte. Auch Alfa-Romeo geriet ins Wanken. „Es ist die schlimmste Krise die ich erlebt habe“, sagte Teamchef Frederic Vasseur. „Es war und ist schwierig, alle Mitarbeiter beschäftigen zu können. Da macht auch die Budget-Obergrenze keinen Unterschied. Weil wir ohnehin immer darunter gelegen sind.

2 Wie viele Rennen müssten gefahren werden, damit die Formel 1 mit einem blauen Auge aus der Krise kommt?

Die Mehrheit spricht von 15 Rennen. Es ist der verzweifelte Versuch von Liberty Media, diese Anzahl irgendwie durchzubringen. Damit wenigstens die Gelder aus den TV-Verträgen komplett ausbezahlt werden. Die Verluste werden dennoch groß genug sein. Man rechnet, grob geschätzt, mit rund 30 Prozent. Die großen Teams, wie Mercedes, Ferrari oder Red Bull trifft das natürlich viel weniger als die kleinen und mittleren.

3 Ist ein Team schon völlig am Ende?

Nein, noch nicht ganz. Nur Williams, seit Jahren schon in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, steht nach dem Rückzug eines Sponsors schon seit Wochen zum Verkauf. Eine genaue Summe wurde noch nicht genannt. Man munkelt aber von rund 150 Millionen Euro.

4 Wie viel erspart sich die Formel 1 durch die Verschiebung des neuen Relglements auf 2022?

Die Verschiebung des neuen Reglements auf 2022, um erst einmal Entwicklungskosten zu sparen, und die Budgetdeckelung auf 145 Millionen Dollar für 2021 sollen helfen, die Folgen der Krise in Grenzen zu halten und Teampleiten zu verhindern. Formel-1-Sportchef Ross Brawn ist davon überzeugt, dass die Einführung eines Kostendeckels unerlässlich war, um das Überleben der Königsklasse zu sichern – nicht nur mit Blick auf die Kleinen: „Ohne diese Obergrenze wären die Autohersteller gegangen“, ist der Engländer überzeugt.

5 Welche kostensenkende Maßnahmen wurden noch getroffen, um auch die Hersteller in der Formel 1 zu halten?

Die 145 Millionen Dollar von 2021 werden dann schrittweise noch weiter gesenkt, auf 140 Millionen im Jahr 2022 und auf 135 im Jahr darauf. Vor Jahren angedacht war einmal eine Obergrenze von 175 Millionen, „aber das war vor dem Hintergrund der Corona-Katastrophe einfach zu viel. Diese Krise hat uns die Möglichkeit geschenkt, den Budgetdeckel auf jenem Niveau anzusiedeln, den wir immer wollten“, so Brawn. „Mit dem Deckel konnten die Rennstallchefs bei den Vorständen argumentieren: ‚Schaut, die Formel 1 wird in Zukunft weniger kostenaufwändig.’ Ich fürchte, ohne den Deckel hätten wir die Anzahl der Autohersteller und die großen Teams nicht halten können.“ Der sechsfache GP-Sieger Ralf Schumacher sieht diese Theorie eher skeptisch – gerade mit Blick auf Mercedes, trotz aller offiziellen Ausstiegsdementis aus Stuttgart. „Der neue Mercedes-Chef Ola Källenius mag sicher die Formel 1, aber nicht unter allen Bedingungen. Mercedes hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Jetzt wäre eine gute Situation, das Team zu verkaufen, denn 2021 beginnen die Investitionen in die neuen technischen Entwicklungen. Ich weiß nicht, ob die Mercedes noch stemmen will.“