Es ist die - zumindest gefühlte 23. Androhung von Ferrari, der Formel 1 wieder einmal den Rücken zuzukehren. Jedenfalls hat das Teamchef Mattia Binotto der englischen Zeitung "The Guardian" erklärt, sollte das leidige Thema der Budget-Obergrenze weiterhin nicht im Sinne des Rennstalls aus Maranello geführt werden.
Die zuerst geplanten 175 Millionen Dollar, die noch vor der Corona-Krise festgelegt wurden, sind längst Geschichte. Man einigte sich leidlich auf 150 Millionen (138 Millionen Euro). Da die kleinen Teams von der Pandemie aber ganz speziell betroffen sind, Williams, Haas, Alfa-Romeo kämpfen fast täglich ums Überleben, wird nun eine Obergrenze von 130 Millionen diskutiert.
Eine Summe, die Ferrari nicht akzeptieren will und kann. Vor allem weil derart dramatische Reduzierungen sich auf den Personalstand auswirken würde und Stellenkürzungen unvermeidbar machen. Für Ferrari sind 145 Millionen Dollar die absolute Schmerzgrenze, die man bereit wäre zu akzeptieren. "Sollten wir die Budgets noch mehr kürzen müssen, wären wir gezwungen, Leute zu entlassen. Und wir würden uns dann sehr wohl nach Alternativen umschauen, wo wir unsere Renn-DNA am besten demonstrieren können", so Binotto.
Die finanzschwächeren Teams, zu denen auch McLaren oder auch Alpha Tauri zählen, wollen sie Budgetobergrenze soagar auf 100 Millionen gesenkt wissen. Dazu erklärte Andreas Seidl, Teamchef von McLaren unlängst: "Die Entwicklungskosten, die die großen Teams zu leisten haben und sie dann verkaufen, sind natürlich zu akzeptieren. Die können aber auch außerhalb der Budget-Obergrenzen stehen", so der Deutsche. Schon zuvor waren ja Fahrer- oder Teammanager-Gehälter nicht in die Obergrenzen miteinbezogen gewesen.
Ganz auf die Seite von Ferrari schlägt sich auch Red Bull Racing, die von einer weiteren Absenkung der Obergrenzen nichts wissen wollen. Teamchef Christian Horner verlangt, dass Rechteinhaber Liberty Media die gefährdeten Teams unterstützen müsse.
Pleiten und Konkurse
Die Formel 1 bzw. die obersten Ligen des Motorsport kämpften schon oft mit massiven finanziellen Sorgen. In den 70er-Jahren, zu Zeiten der Ölkrise, war Ferrari der große Solo-Darsteller in der Formel 1. Kein anderer Hersteller wollte sich in der Königsklasse engagieren. Alle anderen Teams bezogen ihre Triebwerke von Cosworth. Und in der Wirtschaftskrise 2008/09 stiegen gleich hintereinander BMW, Toyota und Honda aus. Kawasaki quittierte sein Engagement in der MotoGP.