Ja, so ist das mit den Freunden. Da hat Bernie Ecclestone doch glatt gemeint, man sollte heuer die komplette Formel-1-Saison absagen. Wahrscheinlich hat der Ex-Zampano der Königsklasse in diesem Moment wohl nicht an seine Freund Christoph Ammann gedacht. Der Knittelfelder verkauft mit seiner Firma „Grand-Prix-Tickets“ seit 1987 weltweit Karten für Motorsportveranstaltungen. Vorrangig für die Formel 1. So an die 200.000 Stück setzt Ammann pro Saison ab.
Derzeit läuft es aber umgekehrt. „Die Formel 1 hat ja Zwangspause und keiner weiß, wann und wie es weitergehen wird. Alles, was wir in den letzten sechs Monaten eingenommen haben, dürfen wir derzeit an unsere Kunden zurückschicken. Und auch das Retournieren kostet uns viel Zeit und Geld“, erklärt der 58-jährige Steirer, der neben dem Ticketverkauf auf ein zweites Standbein baut: Einen Sicherheitsdienst für die Formel eins. CAM-Security bewacht, zum Beispiel, bei allen Grand Prix die Boxen der Formel-1-Teams. Bis zu 150 Mann sind diesbezüglich für Ammann regelmäßig im Einsatz. Doch auch da steht derzeit fast alles still.
Monaco-Absage ist doppelt bitter
„Ich bin nur froh, dass meine Mannschaft nach der Absage des Saisonauftaktes in Australien wieder gesund nach Hause gekommen ist“, erklärt Ammann, der in Folge des Flugverbotes mit seinem Team einen weiteren Horrorjob zu erledigen hatte. „Insgesamt mussten wir bislang 400 Flüge stornieren. Dazu kommen die Stornierungen bezüglich der Übernachtungen. Zum Glück sind die Hotels entgegenkommend. Der für 19. April angesetzte Formel-1-GP von China in Shanghai wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Unsere Anzahlung bleibt für den Ersatztermin bestehen“, trifft Ammann die Absage des GP von Monaco in Monte Carlo aber doppelt. „Dort haben wir für unsere VIP-Gäste auch Wohnungen angemietet. Das müssen wir jetzt ersatzlos rückabwickeln.“
Eine Absage des Österreich-GP Anfang Juli würde Ammann ganz besonders hart treffen. „Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, aber ich glaube, die Formel-1-Saison wird wohl erst im Herbst starten. Man darf nicht vergessen: Selbst wenn die Grenzen Anfang Juli wieder offen sein sollten, werden 30.000 Holländer – wie in den letzten Jahren – nicht nach Spielberg kommen können oder wollen. Es wird alles seine Zeit brauchen, bis alles wieder anläuft.“
Sieht Ammann sein Unternehmen existenziell bedroht? „30 Mitarbeiter sind zur Kurzarbeit angemeldet, Kündigungen gab es keine. Ich glaube, dass wir durch die Corona-Krise durchtauchen können. Ich will auch nicht verheimlichen, dass die letzten Jahre wirtschaftlich gesehen gut verlaufen sind. So hoffe ich, dass es spätestens 2021 wieder normal weitergehen wird.“ Kleinere Aufträge gibt es für Ammann aber auch in Corona-Zeiten. „Meine Leute haben in Wien auch die Messehalle bewacht, in der ein Notspital mit 900 Betten errichtet worden ist.“ Und mit einem Schmunzeln kann er verraten: „Es gibt auch eine Handvoll Fans, die F1-Karten bestellt haben ...“
Sigi Palz