Das Virus bremste den Motorsport aus und beschleunigte damit die Talfahrt der Aktienkurse. Er überholte die Formel 1 im Albert Park von Melbourne und versetzte auch die Formel-1-Aktie FWONK in einen Sturzflug.

Es hat ja ohnehin lang gedauert, bis der Börsengang der Formel 1 vollzogen war. Die Aktie hatte sich halbwegs etabliert. Ist aber schon in den 30 Tagen vor dem abgesagten Grand Prix von Australien gegen die Leitschienen gefahren, crashte von 47,09 US-Dollar auf unter 27. Bei Liberty Media, das die Formel 1 2017 für rund acht Milliarden Dollar zur Gänze übernahm, wurde man freilich nervös. Wohl auch ein Grund, abseits von Versicherungs- und Haftungsfragen, warum man sich mit der Absage des Saisonauftakts so lang Zeit gelassen hat.

Gelistet ist FWONK im Nasdaq, dem weltgrößten Technologie-Börsenindex, und notiert an der New Yorker Börse als Liberty Media Formula One Common Stock, Serie A. Am letzten Börsentag dieser Woche hat sich die Aktie etwas erholt (27,49), aber noch fährt die gesamte Wirtschaft bergab. Mit der Talfahrt der Aktie schwindet freilich auch der Wert des Unternehmens. Und diese Verluste erreichen ganz schnell eine Höhe von mehreren Hundert Millionen Dollar. Der aktuelle Verlust wird sich noch steigern, sollten, und davon kann man ausgehen, weitere Rennen abgesagt werden. Schnellschüsse versucht man bei Liberty Media dennoch so lange wie möglich zu vermeiden.

TV stolpert

Belastend für den Aktienkurs ist aber nicht nur das Coronavirus. Es gab massive Anlaufschwierigkeiten mit demStreamingdienst F1 TV, Abonnenten, die derzeit keine einzige Runde Formel 1 live erleben können, und für das Jahres-Abo rund 70 Euro hinblättern, vertröstet man mit einem iTunes-Gutschein. Der Brasilien-Grand-Prix soll auch nach wie vor Schulden bei der Formula One Group haben, was auf den Kurs drückt.

Dabei hatte Liberty Media noch Ende Februar die letzten Quartalszahlen von 2019 präsentiert. Und die sahen nicht schlecht aus. Das Unternehmen konnte eine Umsatzsteigerung von 8,03 Prozent auf 523 Millionen Dollar vorweisen. Dennoch verliert die Aktie. Und sie wird es weiterhin tun. Selbst, wenn die amerikanische Federal Reserve Liquidität in die Märkte pumpt, werden die Kurse angesichts der völlig unabschätzbaren Folgen der Corona-Pandemie eher nachgeben.

Schließlich hat die Wall Street diese Woche mit einem Minus von um die 10 Prozent den dunkelsten Tag seit dem „Schwarzen Montag“ von 1987 erlebt. Zu den Kursstürzen hat auch das Einreiseverbot der Europäer in die USA beigetragen. Da löst ein abgesagter GP noch weniger Panik aus.

Das Terminchaos hat aber noch gar nicht begonnen. Eine Krise dieses immensen Ausmaßes hat selbst Formel-1-Sportchef Ross Brawn noch nicht erlebt. Er sagte wohl, dass es Pläne für den Wiederaufbau gäbe. Nur wann die einsetzbar wären, weiß niemand. An einen GP von Holland, Spanien oder Monaco glauben nur wenige. Eher an Aserbaidschan.