Der erste positive Corona-Virus-Test eines McLaren-Mitarbeiters löste einen Dominoeffekt aus. Zuerst zog McLaren selbst seine Nennung zurück. Dennoch dauerte es fast elf Stunden, ehe sich die FIA, die Formel 1 und der Veranstalter Australian Grand Prix Corporation (AGPC) zu einem ordentlichen Statement bequemte und den Formel-1-Start in die Saison 2020 absagte.
Davor spielten sich unverständliche Szene in Melbourne ab. Tausende Fans standen Freitag in der Früh plötzlich vor verschlossenen Eingängen, man ersuchte die Zuschauer um Geduld. Die Formel 1 balancierte knapp an der größten Blamage seit 2005, als in Indianapolis nach Reifenproblemen nur elf Autos an Start gegangen waren, entlang.
Da waren sich die Teams längst einig geworden, dass es unverantwortlich gewesen wäre, ein Rennen zu fahren. Meist sind es Versicherungs- und Haftungskriterien, warum eine Absage oft so lange hinausgezögert wird. Denn wer wann absagt, ist da oft entscheidend, hat meist die Verantwortung, auch die finanzielle, zu tragen.
Die Rennställe zeigten sich solidarisch mit McLaren und fanden schnell zu ähnlichen Worten:
Red Bull Racing: Unser erstes Ziel ist nun, dafür zu sorgen, dass alle unsere Mitarbeiter gesund nach Hause kommen. Wir müssen alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen in Übereinstimmung mit den Richtlinien der Regierung und der Weltgesundheitsorganisation treffen. Wir teilen die Enttäuschung der Formel-1-Fans, aber die Sicherheit der Teams, Fans, Medien und Mitarbeiter der Rennstrecke hat weiterhin absolute Priorität. Wir warten nun auf weitere Informationen der FIA zum Status zukünftiger Rennen.
Mercedes: Angesichts der Ereignisse, die wir im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie erleben, sind wir nicht mehr der Ansicht, dass die Sicherheit unserer Mitarbeiter gewährleistet werden kann, wenn wir weiterhin an der Veranstaltung teilnehmen. Wir haben ein starkes Verständnis für die sich verschlechternde Situation in Europa, insbesondere in Italien, und halten es außerdem nicht für richtig, an einer Veranstaltung teilzunehmen, bei der Mitbewerber wie McLaren aufgrund von Umständen, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen, nicht dazu in der Lage sind.
Alpha Tauri: Wie alle Motorsportfans sind wir sehr enttäuscht, dass der Grand Prix von Australien nicht stattfinden wird. Angesichts der eskalierenden Situation in Bezug auf das Coronavirus, das jetzt als Pandemie eingestuft wird, ist die Entscheidung der FIA, der Formel 1 und der australischen Grand Prix Corporation, die Veranstaltung abzusagen, die richtige. Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter muss unsere Hauptpriorität sein. Als Team mit Sitz in Italien sind wir uns auch der sich verschlechternden Situation in Europa bewusst, die alle unsere Mitarbeiter beunruhigt.