Nicht nur die zuletzt guten Ergebnisse sorgen dafür, dass Red Bull und Toro Rosso zum Saisonende 2019 in Abu Dhabi (hier Liverticker ab 14 Uhr) recht zuversichtlich in die Zukunft schauen können. Auch die Tatsache, dass Honda sich dazu entschlossen hat, den Motorenvertrag zumindest einmal um ein Jahr bis Ende 2021 zu verlängern, trägt zur Beruhigung bei. Damit haben die beiden Teams zunächst einmal Zeit gewonnen - und auch eine gewisse Planungssicherheit.

Allerdings ist damit durchaus noch nicht langfristig alles geklärt: Denn den weiteren Verbleib in der Formel 1 macht der japanische Autokonzern von mindestens zwei Faktoren abhängig. Sportlich muss der positive Trend fortgesetzt werden. In diesem Jahr stand der erste GP-Sieg auf der Wunschliste von Honda. Das Ziel wurde mit drei Siegen übertroffen. Nächstes Jahr wollen die Japaner in der Lage sein, mit Red Bull um den WM-Titel zu fahren. Die gleiche Forderung stellt auch Max Verstappen an sein Team. „Dieses Jahr war vielversprechend, aber wir wollen mehr.“

Das setzt Red Bull doppelt unter Druck. Denn wenn 2020 doch nicht so gut laufen sollte, wie man im Moment auf Grund der Fortschritte in diesem Jahr hoffen darf, dann besteht das Risiko, dass sich Verstappen anderswo umschaut. Vor allem in Richtung Silber – falls man sich in der Konzernzentrale in Stuttgart für ein weiteres Formel-1-Engagement entscheiden sollte. Was ja auch noch nicht feststeht. Und ohne Verstappen dürfte schnell auch Honda weg sein. Red-Bull-Motorsportkoordinator Helmut Marko sieht das freilich nicht ganz so dramatisch: „Wo soll der Max hin? Mercedes könnte sich eine Fahrerpaarung Hamilton und Verstappen gar nicht leisten.“

Die zweite Forderung von Honda betrifft das Geld. Red Bull-Teamchef Christian Horner versteht das: „Sie warten einfach nur ab, wie die Regeln sich dann für 2021 und vor allem auch 2022 verändern werden, speziell ob man die Entwicklung der Motoren einfriert, um die Kosten zu drücken. Diese Antriebseinheiten sind unglaublich teuer, und alle Hersteller wünschen sich in diesem Bereich eine Reduzierung der Kosten.“

Honda muss Geld sparen. Wie Mercedes und Renault auch. Gerüchten zufolge hat die Aufholjagd der Japaner 450 Millionen Euro gekostet. Dafür hat Honda in der Qualifikation bis auf 25 PS auf Ferrari aufgeschlossen und im Renntrimm bis auf 7 PS auf Mercedes. „Im nächsten Jahr machen wir auch noch den Rest gut. Honda hat bis jetzt alle Versprechen eingehalten“, ist sich Marko sicher.

Horner ist zuversichtlich, dass die Partnerschaft mit den Japanern noch länger weitergehen wird. Die entsprechenden Gespräche hätten schließlich nicht nur auf die Saison 2021 beschränkt: „Wir alle wollen wirklich gerne auf das bisher Erreichte aufbauen. Es ist eine großartige Partnerschaft, die Red Bull und Honda pflegen, wie man in diesem Jahr sehen konnte. Das Wichtigste ist nun, klar zu wissen, wie die Regeln aussehen werden.“ Schon 2020 will Honda das Budget durch Strukturveränderungen in der Motorabteilung etwas herunterfahren. Ab 2021 gilt eine Prüfstandslimitierung auf 1.250 Stunden pro Jahr in Kraft, 2022 wird sie noch einmal auf 1.000 Stunden gesenkt. „Das hilft schon mal beim Sparen“, ist Marko überzeugt.

Im Moment liegt die Leistungsstreuung der vier Triebwerke in der Formel 1 in einem Bereich von rund 25 PS. Zumindest, wenn man die Leistungsspitzen von Ferrari abzieht, die es aber nach Aussagen von Mercedes und Red Bull seit zwei Rennen nicht mehr gibt – warum auch immer... Damit wäre die erste Voraussetzung gegeben, den Motoren einen Entwicklungsstopp zu verordnen. Das geht allerdings frühestens ab 2022. Für den Neustart 2021 muss jeder neue Motoren bauen, weil neue Autos eine andere Installation bedeuten. Außerdem müssen die Motoren an die neue Generation der E-Fuels angepasst werden. Danach könnten die Antriebseinheiten dann aber so homologiert werden, dass es die Motorenhersteller nicht mehr als 100 Millionen Euro kostet, fordert Marko. Über das genaue Wie - „ob man nur Teile einfriert oder mehr Komponenten standardisiert“, darüber könne man ja noch diskutieren...