Max Verstappen hat etwas überraschend die klar beste Trainingszeit der Formel 1 am Freitag in Sotschi erzielt. Der Niederländer ließ mit seinem Red Bull in 1:33,162 Minuten Shooting Star Charles Leclerc im Ferrari um 0,335 Sekunden hinter sich. Verstappen verliert in der Startaufstellung am Sonntag allerdings fünf Plätze.
Red Bull-Fokus auf Suzuka
Was für den Niederländer ein vergleichsweise geringer Nachteil ist. Im Vorjahr war der 21-Jährige von fast ganz hinten gestartet und trotzdem Fünfter geworden. Honda nimmt in Russland verbotene Teile-Täusche am Motor vor, um für das große Heimrennen am 13. Oktober in Suzuka in Topform sein zu können.
"Wir waren im Vorjahr hier von hinten dann im Rennen schon sehr schnell. Diesmal sind es nur fünf Plätze", hofft Red Bulls Motorsportdirektor Helmut Marko am Sotschi-Sonntag trotz allem mit einem Spitzenplatz. Die Rückversetzungen machen für Marko Sinn. "Wir arbeiten schon alles auf Suzuka hin. Das ist unser drittes Heimrennen und derzeit das wichtigste", sagte Marko dem ORF-Fernsehen.
"Der Grundspeed stimmt"
Pech hatte Verstappens Teamkollege Alex Albon. Der Thai spaltet beim Überfahren der Kerbs den Unterboden seines RB15 und fabrizierte dazu ein Ölleck. Mehr als Platz zehn war nicht drin. "Aber grundsätzlich funktionieren unsere Autos wieder, der Grundspeed stimmt. Das Tief von Singapur ist vorbei", gab sich Marko zuversichtlich.
Am Samstag im Qualifying wird in Sotschi mit strömendem Rehen gerechnet. Sebastian Vettel droht nur eine Woche nach seinem Triumph in Singapur im Ferrari-Stallduell mit Leclerc freilich wieder ein Rückschlag. Am Freitag wurde der viermalige Formel-1-Weltmeister nur Fünfter und landete rund sieben Zehntelsekunden hinter Leclerc.
Ferrari hofft auf vierten Sieg in Folge
Trotzdem ist die Hoffnung bei der Scuderia groß, im Rennen am Sonntag (13.10 Uhr/ORF 1, RTL und Sky) wieder um die Spitze mitzufahren. Erstmals seit mehr als elf Jahren ist für die Italiener der vierte Sieg nacheinander möglich. Neben Verstappen dürften auch die Sotschi-Experten Valtteri Bottas und Lewis Hamilton im Mercedes mitmischen. Sie schafften es zunächst auf die Ränge drei und vier.
Nach seinem ersten Grand-Prix-Erfolg seit über einem Jahr am Sonntag in Asien zeigte sich Vettel in Russland in den Tagen vor dem Grand Prix zwar selbstbewusst, blieb jedoch vorsichtig. "Wir gehen in die richtige Richtung, aber wir können nicht jedes Rennen gewinnen. Mercedes bleibt für uns der Gradmesser", sagte er. Es wäre "eine große Überraschung, wenn jetzt alle Probleme gelöst wären. Das ist nicht realistisch."
Mercedes in Hybrid-Ära noch nie mit so langer Durststrecke
Auch Mercedes rechnet in Sotschi mit Ferrari. "Wir sind in den letzten sechs Rennen nicht die Favoriten, aber das bedeutet nicht, dass wir nicht gewinnen können", sagte Weltmeister Hamilton. Laut dem Briten sollte Vettel und Leclerc auch der Kurs in Russland mit zwei langen Geraden und hohem Vollgasanteil liegen. "Wir wissen, wie schnell Ferrari auf den Geraden sein kann. In den letzten drei Rennen haben wir hinter ihnen festgesteckt", sagte Hamilton.
Seit dem Beginn der Hybrid-Ära 2014 hat Mercedes keine Durststrecke von vier Rennen ohne Sieg erlebt – das droht nun. Für Ferrari würde ein weiterer Erfolg die längste Serie seit 2008 bedeuten, als Felipe Massa und Kimi Räikkönen für vier Erfolge am Stück sorgten. Noch konnten die Italiener nie in Sotschi jubeln, Mercedes triumphierte hingegen bei allen fünf Austragungen. Diese Statistiken seien nach Ferraris Leistungsanstieg jedoch nicht mehr viel wert, sagte Hamilton, der aber weiter an sein Team glaubt: "Ich mache mir keine Sorgen."