Ausgerechnet in Italien hat Charles Leclerc die Wachablöse bei Ferrari vollzogen. Eine Woche nach seinem Premieren-Erfolg in Belgien gewann der Shootingstar am Sonntag auch den Formel-1-Klassiker in Monza vor den Mercedes von Valtteri Bottas und Lewis Hamilton. Er gewann ein umkämpftes Rennen, indem er weniger Fehler machte als die Konkurrenz.
"Was für ein Rennen. Ich war noch nie so müde", schnaufte der überwältigt wirkende Sieger durch. "Es war so schwierig. Ich möchte mich beim Team und den Fans bedanken. Nach meinem Sieg in Belgien jetzt hier nachzulegen ist unglaublich." Die Mercedes saßen Leclerc über beinahe die gesamte Distanz im Genick. Der 21-Jährige verteidigte seine Spitzenposition aber im Stile eines Routiniers.
Leclerc ist nun auch punktemäßig die Nummer eins bei Ferrari. Der WM-Vierte (182 Punkte) hat den seit über einem Jahr sieglosen Sebastian Vettel (169) in der WM-Wertung überholt. Der Deutsche erlebte nach einem frühen Fahrfehler samt gefährdendem Manöver als letztlich 13. wieder einmal ein Fiasko.
Hamilton im Rückspiegel
Weil auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke in Monza Windschattenfahren richtig Zeit bringt, wollte Leclerc die beiden Mercedes so schnell wie möglich abhängen. "Das Ziel ist es, in den ersten drei Runden eine Lücke zu reißen, so dass ich sie nicht wiedersehe", hatte der Monegasse zuvor gesagt. Seine Strategie ging nur bedingt auf. Denn zwar behauptete er sich in der Startphase und blieb auch nach dem ersten Boxenstopp um Runde 20 vor Hamilton.
Doch den fünffachen Weltmeister im Rückspiegel wurde er lange nicht wirklich los. Den Nachteil des nicht ganz so leistungsstarken Motors machte der Mercedes durch die Aerodynamik in den Kurven wett. Leclerc aber hielt dem Dauerdruck stand, wehrte Angriff um Angriff - auch durchaus mit harten Bandagen - ab. Richtig brenzlig wurde es aber in Runde 36: Ein kleiner Schnitzer reichte, um von der Ideallinie abzukommen, Hamilton wurde daraufhin noch drängender. Der Brite aber verlor kurz darauf seinen zweiten Platz durch einen folgenschweren Verbremser an seinen Teamkollegen. Die Vorentscheidung, das sollte sich später herausstellen, war gefallen.
"Ferrari war auf der Geraden unglaublich"
"Heute war es kein perfekter Tag, der Ferrari war auf der Geraden unglaublich", analysierte Hamilton danach. Mit Blick auf seinen 63-Punkte-Polster in der WM-Wertung auf Bottas meinte er aber: "Ich habe noch eine schöne Führung." Mercedes-Teamchef Toto Wolff zollte dem Sieger Respekt: "Leclerc ist ein Riesenrennen gefahren, da haben auch zwei von unseren nichts machen können." Der Wiener wollte nicht unzufrieden sein: "Zwei und drei - das nehmen wir."
Bottas schaffte den Angriff auf die Spitze nicht, Leclerc fuhr seinen zweiten Sieg in Folge souverän nach Hause und zeigte sich unmittelbar nach seinem größten Sieg als Perfektionist. "Ich habe einige kleine Fehler gemacht", sagte der Youngster. "Solche Fehler darf ich zukünftig nicht mehr machen."
Red Bull blieb auf dem Autodromo Nazionale di Monza nur die Statistenrolle. Einserfahrer Max Verstappen hatte nach einem Wechsel des Antriebsstrangs von hinten wegfahren müssen, pflügte sich nach einem frühen Defekt durchs Feld und wurde immerhin noch Achter. Alexander Albon klassierte sich zwei Plätze davor. So war beim 14. von 21 Saisonläufen Renault die dritte Kraft. Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg landeten auf den Plätzen vier und fünf.