Zwei Tage nach der Bekanntgabe des Todes von Niki Lauda antwortete auch Toto Wolff auf viele offene Fragen. Der Österreicher über...
... die Stunden und Tage nach dem Tod von Niki Lauda.
TOTO WOLFF: Es ist unheimlich schwer 48 Stunden nach dem Tod eines Freundes vor die Kameras zu treten und das zu kommentieren. Weil es einfach nicht normal ist. Weil es Niki Lauda war. Und wir sind hier in Monaco, dem wichtigsten Formel-1-Wochenende. Es ist verständlich, dass jeder Antworten will. Für mich ist alles sehr surreal. Ich bin herum gelaufen wie ein Zombie und das Formel-1-Fahrerlager ist jetzt nicht unbedingt der Platz, wo ich sein möchte. Aber ich weiß auch, wie Niki darüber denken würde und was ihm heute wichtig wäre. Dass wir in Monaco sind und hier gefälligst gewinnen sollten.
... den Augenblick, als er vom Tod von Niki Lauda erfahren hatte.
Schon in den letzten Wochen schien es so, dass es mit Niki zu Ende geht. Seine Frau Birgit war bei ihm. Aber es blieb immer eine Restskepsis, dass Niki doch wieder aufsteht, so wie immer. Es war für mich so unverstellbar, wie ich am Montag die Nachricht von seinem Tod bekam. Und es ist es heute noch. So unerklärbar, dass er jetzt nicht mit seiner roten Tasche bei der Tür hereinkommt und fragt: was läuft, was ist los.
Der Abschied
... wie er sich von Niki Lauda verabschiedet hat?
Das letzte Mal, dass wir telefonierten, war nach dem GP in Baku. Und da hat er nur gesagt. Gut gemacht, weiter so (Anm: Doppelsieg von Mercedes).
... seine persönliche Beziehung zu Niki Lauda. Ob er tatsächlich ein Freund war, beiderseitig.
Niki Lauda hat immer gesagt, er habe keine Freunde. Das ist ja bekannt. Aber wir sind einmal von Suzuka heimgeflogen, nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft. Und plötzlich habe ich eine Träne in den Augen von Niki gesehen. Ich habe ihn gefragt, ob er jetzt noch sentimental wird, auf seine alten Tage. Er hat mir bestätigt, dass er ja keine Freunde habe, das wisse eh’ jeder. Aber er meinte, dass wenn es so etwas wie einen halben Freund gäbe, dann wäre ich jetzt sein halber Freund. Ich glaube, das war das Emotionalste, dass Niki jemals zu mir gesagt hat.
... die langjährige, gemeinsame Arbeit und ob sie sich schon immer gut verstanden haben.
Wir haben uns langsam annähern müssen. Jeder hatte seine Aufgaben. Aber die Herangehensweise von Niki war so pragmatisch. Und er hat einmal gesagt: Lass uns zusammenarbeiten, dann kommen wir schneller ans Ziel.
...das Loch, dass Niki Lauda bei Mercedes und bei Toto Wolff hinterlässt.
Das Loch hat er schon im Vorjahr nach seiner Operation gerissen. Niki war ein Freund, den wir verloren haben. Für Mercedes war er darüber hinaus ein Mentor, ein Motivator, unser Außenminister, der immer sagen konnte, was er sich denkt. Jeder von uns hatte so ein Glück, mit Niki zusammenarbeiten zu dürfen. Es war ein Privileg. Auch sein Humor wird uns fehlen, seine Art zu reden. Oft auch über ganz Triviales. Dieses Loch wird sich nie mehr füllen lassen. Über uns hängt jetzt einfach eine dunkle Wolke.
Wie fühlen die Fahrer
... Hamilton und Bottas. Wie die beiden Fahrer die Todesnachricht aufgenommen haben.
Beide hatten ein sehr gutes Verhältnis zu Niki. Lewis vielleicht noch etwas mehr. Nämlich die Gemeinsamkeit, die nur zwei Weltmeister zueinander haben können. Lewis hat es sehr geschmerzt, deshalb hat er auch am Mittwoch in Monaco alle Pressetermine abgesagt. Valtteri ist bei der FIA-Pressekonferenz für ihn eingesprungen. Dafür sind wir ihm sehr dankbar.
... die Zeichen der Anteilnahme der Formel 1 an diesem Wochenende.
Alle Teams überlegen sich verschiedene Zeichen. Auf unserem Auto haben wir Nikis Unterschrift geklebt, die für alle Zeiten da bleiben soll. Von den vielen Sternen auf der Karosserie haben wir einen in Rot gefärbt.
... die Beisetzungsfeier.
Das wird Birgit, seine Frau, und seine Söhne in den nächsten Tagen entscheiden.