Immer mehr Rennen – die Formel-1-Bosse von Liberty Media werden nicht müde, diesen Wunsch immer wieder in die Welt hinauszuposaunen und zu behaupten, man hätte ja so viele Bewerber in der Warteschlange. Aller Kritik von Team und Fahrern zum Trotz – und auch allen Realitäten eher fern. Denn die Wahrheit sieht ein bisschen anders aus. So weiß man zum Beispiel in Hockenheim wieder einmal noch nicht, ob der diesjährige GP von Deutschland Ende Juli der letzte sein wird.
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„Wir sind hier, um zu verhandeln und uns umzuhören, wie die neuesten Entwicklungen aussehen“, sagte Hockenheimring-GmbH-Chef Georg Seiler beim traditionellen Dinner für die Medien in Barcelona. In diesem Jahr half ja eine Finanzspritze von Mercedes, den deutschen GP noch einmal zu sichern. Die alljährliche Unsicherheit, ob und wie es weitergeht, hilft natürlich nicht: „Wenn die Verträge immer erst relativ spät zustande kommen, können wir auch mit dem Vorverkauf erst später beginnen...“ So sind in diesem Jahr auch erst 5000 Tickets weniger verkauft als 2018 zum gleichen Zeitpunkt – insgesamt 50 000. „Wir hoffen, dass wir das noch aufholen können. Vielleicht hilft uns ja Sebastian Vettel und beginnt jetzt mit einer Siegesserie...“
Spielberg ist ein Fixtermin
Für den Österreich-GP auf dem Red-Bull-Ring läuft der Vorverkauf dagegen sehr gut, wobei aber für Spätentschlossene trotzdem noch Tickets in den verschiedensten Preisklassen erhältlich sind. Österreich ist auch nicht in der gleichen kritischen Situation wie Hockenheim, Barcelona, Silverstone und selbst Monza, die noch ohne Vertrag für die Zukunft nach 2019 dastehen – Monza ist auf dem entsprechenden Weg zu einer Einigung wohl schon am weitesten. Der Vertrag für den GP in der Steiermark läuft bis Ende 2020, was danach passiert, wird natürlich in erster Linie von Red Bull abhängen. Dietrich Mateschitz ließ ja schon einmal verlauten, dass der grundsätzliche Verbleib in der Formel 1 über 2020 hinaus auch stark vom Erfolg der neuen Partnerschaft mit Honda abhänge. Solange es Red Bull in der Formel 1 gibt, braucht man sich wohl auch um den Österreich-GP keine wirklichen Sorgen zu machen...
Das letzte Mal Barcelona?
Für Barcelona soll ja, glaubt man der Gerüchteküche, das niederländische Zandvoort 2020 nach Jahrzehnten wieder in den Kalender kommen. Klar – die Formel-1-Chefs von Liberty Media wollen den dortigen Boom um Max Verstappen ausnutzen. Nur: Bei allem „alten Charme“: Die Strecke dort ist so schmal, dass das selbst mit Formel-3-Autos kaum möglich ist, die Infrastrukur der Anlage und auch die Verkehrs- und Hotel-Situation rundherum alles andere als Formel-1-tauglich. Ein Schnellschuss in diese Richtung kann eigentlich nur im Chaos enden. Sicher als Neuzugang 2020 ist derzeit nur der GP von Vietnam in Hanoi.
Noch viel voreiliger als die Spekulationen über Zandvoort waren die Berichte der letzten Tage, der Brasilien-GP würde 2020 von Interlagos in Sao Paulo nach Rio de Janeiro umziehen. Nur weil der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro in seinem Selbstdarstellungs-Wahn derartiges verkündete, muss es ja noch lange nicht der Realität entsprechen. Die Fakten sehen nämlich anders aus: Erstens hat Interlagos noch einen gültigen Vertrag bis einschließlich 2020, geforderte Umbaumaßnahmen wurden dort gerade vor einer Woche in Angriff genommen.
Es kann also frühestens um 2021 gehen. Zweitens existiert in Rio noch keine Strecke, es gibt gerade einmal eine Ausschreibung für die Finanzierung. Und Bolsonaros große Töne, es werde kein Problem, Privatinvestoren für das mindestens 40-Millionen-Euro-Projekt zu finden, werden von allen brasilianischen Insidern schwer bezweifelt... Davon einmal ganz abgesehen, dass das geplante Streckengelände nicht gerade in einem der nicht gerade attraktiveren Vierteln von Rio liegt und ein ehemaliges Militärgebiet ist, dass sehr wahrscheinlich erst einmal gründlich von allen möglichen Munitionsresten und Explosivstoffen befreit werden müsste...