Die Schlagzeilen haben zwar dem strahlenden Sieger Lewis Hamilton gehört, doch die Leistung von Daniel Ricciardo beim Formel-1-Rennen in Monza hat sich ebenfalls reichlich Lorbeeren verdient. Zwölf Kollegen ließ der Red-Bull-Pilot bei seinem Ritt durch das Feld auf Platz vier am Sonntag hinter sich. "Ich denke, er ist im Überholen einer der Besten da draußen", lobte Teamchef Christian Horner.
"Sein Urteilsvermögen darüber, wann er spät bremsen kann, ist ziemlich phänomenal", sprach Horner aus, was viele seiner Kollegen und Formel-1-Experten denken. Am deutlichsten sichtbar wurde diese Qualität in der 41. Runde, als Ricciardo in der ersten Schikane mit einer waghalsigen Aktion an Kimi Räikkönen vorbeizog, um den vierten Platz zu übernehmen.
"Ich hätte es bei jedem gemacht"
"Es war mir bewusst, dass das Manöver umso schwieriger sein würde, je weiter du dich der Spitze näherst, weil sie normalerweise schneller fahren und der Geschwindigkeitsunterschied nicht so groß ist", erklärte Ricciardo, der wie in Silverstone zum "Driver of the Day" gewählt wurde. Am Ende sei es trotzdem egal gewesen, wer sich ihm in den Weg stellen würde. "Ich hätte es bei jedem gemacht, um ehrlich zu sein", meinte der Australier, der vom 16. Startplatz ins Rennen gegangen war.
Nach dem Überholvorgang sahen Ricciardo und die Red-Bull-Strategen sogar die Chance auf einen Podestplatz. Der Mann aus Perth war deutlich schneller als Sebastian Vettel im Ferrari und holte konstant auf. Letztlich lief ihm aber die Zeit davon - vier Sekunden Vorsprung rettete Vettel ins Ziel.
"Zu einem Zeitpunkt haben wir auf Seb eine Sekunde pro Runde aufgeholt. Mit diesem Tempo hätten wir ihn in der letzten Runde gehabt, aber ich denke, er war dann in der Lage, ein bisschen schneller zu fahren, und ich habe jeden Flecken meiner Reifen abgenutzt", sagte Ricciardo, der sich in der Schlussphase auch noch die schnellste Rennrunde holte. Unter dem Strich blieb eine positive Bilanz. "Es hat definitiv Spaß gemacht, und ich habe einige wirklich gute Überholmanöver gehabt", resümierte Ricciardo.
Der vierte Platz verschaffte ihm auch einen weiteren Vorteil im engen Zweikampf mit Räikkönen um Platz vier in der WM-Gesamtwertung. Mit nunmehr 144 Punkten blieb Ricciardo vor dem Finnen, der bei 138 Zählern hält. Seine Konstanz ist vergleichsweise beeindruckend: Von 13 Rennen beendete Ricciardo sechs auf dem Podest, in Baku schnappte er sich dank glücklicher Umstände den Sieg. Schlechter als Fünfter war der Australier nie.
Zudem stehen seine drei Ausfälle im krassen Gegensatz zu seinem Teamkollegen Max Verstappen, der Pleiten, Pech und Pannen nicht abschütteln kann. In Monza verhinderte ein früher Boxenstopp wegen eines zerfetzten Reifens einen Spitzenplatz. Der in dieser Saison bereits sechsmal nicht im Ziel angekommene Niederländer musste sich mit dem zehnten Rang begnügen.