Am 15. Mai 2016 schrieb Max Verstappen ein epochales Kapitel Formel-1-Geschichte. Im Alter von 18 Jahren und 228 Tagen gewann der Niederländer nicht bloß den Großen Preis von Spanien, in seinem ersten Rennen für Red Bull pulverisierte er als jüngster Sieger auch den Rekord eines gewissen Sebastian Vettel (21 Jahre, 73 Tage).
Seither machte der auf und neben der Strecke rotzfreche Verstappen seinem Ruf als Wunderkind ein ums andere Mal alle Ehre. Vergleiche mit Ayrton Senna oder Michael Schumacher, den Allergrößten also, wirkten dabei keineswegs blasphemisch - kaum ein Experte hegte Zweifel daran, dass dieser junge Mann eines Tages Weltmeister wird.
An den Prognosen hat sich nichts geändert, allerdings wird sich Verstappen mit der Thronbesteigung wohl mindestens ein weiteres Jahr gedulden müssen. Vor dem fünften Saisonrennen in Barcelona (Sonntag, 14 Uhr/RTL und Sky) sind die Bullen mit deutlichem Abstand nämlich nur die dritte Kraft hinter Ferrari und Mercedes. Anstatt um Siege kämpft Verstappen um den Anschluss - und ist deswegen unzufrieden. "Wir müssen ganz schnell Chassis und Motor verbessern", forderte der mittlerweile 19-Jährige vor der Rückkehr an den Ort, mit dem er "ganz besondere Momente und Emotionen" verbindet.
Deutlicher Rückstand
Zwar gelang Red Bull just in Barcelona mit einem umfangreichen Update der Sprung vorbei an Ferrari und in die Nähe der Silberpfeile, doch eine Wiederholung scheint ausgeschlossen. Beim vorherigen Rennen in Russland lag der frühere Weltmeister-Rennstall (2010 bis 2013) bis zu 1,5 Sekunden pro Runde hinter der Spitze. "Ich fürchte ja", hatte Motorsportberater Helmut Marko in Sotschi schon in aller Deutlichkeit auf die Frage geantwortet, ob man den Titel in diesem Jahr schon abhaken könne.
Und schon begannen die Spekulationen um Wunderkind Verstappen, der allerdings bis 2019 bei Red Bull unter Vertrag stehen soll - ohne Ausstiegsklausel und auch "ohne Leistungsklausel", wie Marko gegenüber Auto Bild Motorsport noch einmal unterstrich.
Verwundert über die Jugend
Keine Frage, Red Bull möchte das Megatalent am liebsten noch länger halten und hofiert das heißeste Eisen der Königsklasse nach allen Regeln der Kunst. "Ich wundere mich noch immer, dass er erst 19 Jahre alt ist. Seine Entwicklung verblüfft mich ständig aufs Neue. Er lernt unablässig dazu, und es ist aufregend, diesen Prozess mitzuerleben", sagte Teamchef Christian Horner vor dem Barcelona-Rennen.
Gänzlich abgeschrieben ist Red Bull aber zumindest bei der Konkurrenz noch nicht. "Derzeit kämpfen zwei Teams um Siege und den Titel, aber ich bin davon überzeugt: Red Bull Racing wird kommen und sich zu uns gesellen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.