Der Grand Prix in Spa-Francorchamps wird zur großen Chance für Nico Rosberg. Nach der Strafversetzung von Weltmeister Lewis Hamilton ans Ende des Feldes drehte Rosberg am Samstag die schnellste Runde und erhöhte damit den Druck in der WM auf den führenden Briten: 19 Punkte liegt Hamilton noch voran - in der Sommerhitze von Spa könnte der Vorsprung am Sonntag dahinschmelzen.
Erstmals in Reihe eins
Hinter Rosberg steht Red-Bull-Youngster Max Verstappen zum ersten Mal in seiner Karriere in der ersten Startreihe. Der in Belgien geborene Niederländer schloss vor tausenden Daumendrückern seine schnellste Runde 0,149 Sekunden langsamer als Rosberg ab. Der Freude des 18-Jährigen tat dies freilich keinen Abbruch. "Ich bin sehr glücklich, vor meinem Heimpublikum diese gute Leistung gebracht zu haben", sagte ein strahlender Verstappen.
Im kurvenreichen Mittelsektor konnte keiner mit dem Niederländer mithalten. Auch nicht Markenkollege Daniel Ricciardo, der fehlerhaft agierte und nur auf Platz fünf kam. Motorsportdirektor Helmut Marko war mit der "Gesamt-Performance" dennoch glücklich: "Wir sind zufrieden. Reihe eins hätten wir uns eigentlich nicht erwartet. Für das Rennen ist alles offen", sagte Marko.
Hamilton schonte Reifen
Die beiden Ferraris von Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel, die die Trainings dominiert hatten, starten aus der zweiten Reihe. Vettel vergab mit einem Fehler in der letzten Runde eine möglicherweise noch bessere Platzierung und ärgerte sich noch im Auto lautstark.
Hamilton, der wegen des Einsatzes zusätzlicher Antriebsteile in den Freien Trainings 55 Strafplätze kassiert hatte, schied nach der ersten Qualifying-Phase "freiwillig" aus, um Reifen zu schonen. Der Brite wird am Sonntag (Start: 14.00 Uhr/live ORF eins) vom Ende des Feldes das 13. Saisonrennen in Angriff nehmen, womit die 55 Strafplätze getilgt sein werden.
Eine Strategie für den Sonntag hatte der Brite nach dem Qualifying noch nicht parat. "Das soll sich das Team überlegen. Ich werde im Rennen alles geben. Aber ich wäre sehr überrascht, wenn ich bis zum Podium vorkommen würde", sagte Hamilton im ORF-Interview.
Extreme Hitze
Mercedes-Motorchef Toto Wolff erklärte den geringen Abstand auf Red Bull und Ferrari mit der extremen Hitze. Während des Qualifyings zeigte das Thermometer 30 Grad Celsius an - die Temperaturen auf der Strecke waren noch einmal um ein Vielfaches höher. "Wir sind heute nicht aus den Blöcken gekommen, haben ein Überhitzen der Reifen bekommen, deshalb ist es auch so eng geworden", sagte Wolff.
Hamilton drückte es gewohnt direkt aus: "Es ist ein Desaster. Es ist so heiß. Der Reifenverschleiß ist noch viel schlimmer als in den vergangenen Jahren." Auch deshalb erwartet Wolff ein enges Rennen: "Nico auf Pole, Red Bull, Ferrari - man muss alle auf der Rechnung haben."