Etwas ganz Aktuelles: Alle sprechen über den neuen Asphalt hier auf dem Red-Bull-Ring. Mercedes scheint damit keine Probleme zu haben?
TOTO WOLFF: Nein, hatten wir ja auch noch nie. Auf einem neuen Asphalt fühlen wir uns immer wohl. Das war in Baku so. Der Asphalt hier ist nur glatt wie ein Kinderpopo. Kann bei Regen lustig werden.

Stichwort WM-Leader, Stichwort Rosberg. Der neue Vertrag mit Nico ist unterschriftsreif. Da haben drei Österreicher alles richtig gemacht, oder?
WOLFF: Wenn drei Österreicher in einem Raum einen Deal aushandeln, ist es nie ganz leicht. Noch dazu, wenn zwei – der Gerhard Berger und der Niki Lauda – gegen mich verhandeln. Aber Niki war wie ein Mediator. Und im Grunde wollten alle das Gleiche. Gerhard hat gesagt, da müsst ihr was machen. Lauda sagt: Ja, da müssen wir was machen. Und ich habe gesagt: Ja, machen wir. Nein, Spaß beiseite: Mercedes wollte immer Nico Rosberg. Und ich glaube, Nico wollte auch immer mit uns.

Bei den österreichischen Fans ist er sehr begehrt
Bei den österreichischen Fans ist er sehr begehrt © (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Mario Kneisl)

Es fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten, wie man hört?
WOLFF: Ja, es sind nur Kleinigkeiten.
Wie die Vertragsdauer, zum Beispiel. Und wann wird endgültig unterschrieben?
WOLFF: Das ist ein Thema. Ich kann nur sagen, es wird ein mehrjähriger Vertrag . . .

. . . also zwei oder mehr?
WOLFF: Mehrjährig. Nein, warum ich mich so ausdrücke, hat einfach den Grund, dass ich mir nicht ganz in die Karten schauen lasse. Der Vertrag mit Hamilton läuft ja parallel. Und keiner soll wissen, wann der andere Vertrag wieder neu ausgehandelt werden soll. Ich denke, dass noch im Juli alles unter Dach und Fach ist.
Das Reglement ist im nächsten Jahr wieder anders.

Warum soll 2017 besser werden als 2016?
WOLFF: Die Autos werden breiter, die Reifen werden breiter. Die Kurvengeschwindigkeiten viel höher. Die G-Kräfte heftiger. Der Fahrer wird wieder viel mehr zählen. Und ich denke, das ist gut so. Das sollte die Show noch einmal verbessern.

Am Sonntag werden keine 40.000 Fans zum Grand Prix kommen. Ist – aus Ihrer Sicht – die Formel 1 wirklich so unattraktiv?
WOLFF: Da fragen Sie im Grunde den Falschen. Aber es gibt da wohl ganz unterschiedliche Gründe. Man muss einmal unterscheiden zwischen Live-Event und TV-Event. Die MotoGP, das Rennen hier im August, soll ja ausverkauft sein, ist ein Live-Event. Für jeden ein Erlebnis, von der Anreise bis zur Abreise, die vermutlich schon mit dem Motorrad erfolgt. Die TV-Reichweiten der MotoGP sind hingegen ein Witz. Die Formel 1 hat jedes Wochenende rund 60 bis 70 Millionen.

. . . aber vor zwei Jahren war das Formel-1-Rennen hier auch ausverkauft . . .
WOLFF: Weil es etwas Neues war. Das wollten viele sehen. Heuer ist eben die MotoGP neu und wenn ich hier wohnen würde, ginge ich vermutlich auch zur MotoGP.

Österreich fehlt noch immer ein Lokalheld?
WOLFF: Ja klar. Gäbe es einen Österreicher, der um den WM-Titel mitfährt, brächen hier alle Dämme.

Aber auch Sie sehen keinen neuen Lauda oder Berger?
WOLFF: Nein, nicht wirklich. Der kleine Habsburg macht sich in der Formel Renault nicht schlecht. In Monaco musst du erst einmal auf der Poleposition stehen.

. . . und Lucas Auer, der für euch im DTM fährt?
WOLFF: Er wird immer besser. Mit seinem ersten Sieg ist eine große Last von seinen Schultern gefallen. Da war er der Lucas Auer und nicht mehr der Neffe von Gerhard Berger.

Ihr habt ja schon mehrere Nachwuchsleute einmal einen Formel 1 testen lassen. Geben Sie auch Lucas Auer die Chance?
WOLFF: Wir als Werksteam haben ein Ziel im Visier. Rennen gewinnen. Um die Meisterschaft fahren. Wenn wir glauben, dass es etwas bringt, dann ja. Aus rein patriotischer Sicht würde ich Lucas sofort einen Formel 1 testen lassen.

Auch Mick Schumacher verdient sich die ersten Sporen. Wann hat Mercedes die Absicht, den Sohn von Michael langfristig an die Marke zu binden?
WOLFF: Vorerst ist das noch kein Thema. Mick muss einmal fahren, fahren und fahren. Und lernen. Er ist noch sehr jung. Aber wie ich das verfolge, macht die Familie das ja nicht so schlecht. Wir werden sehen.

INTERVIEW:
GERHARD HOFSTÄDTER