Am 5. Oktober 2014 war Jules Bianchi beim Grand Prix von Japan in Suzuka in ein Bergefahrzeug an der Streckenbegrenzung gekracht. Seit diesem Tag lag der Hoffnungsträger der französischen Formel-1-Fans und Ferrari-Schützling im Koma, ohne Aussicht auf eine Genesung. Und am 17. Juli ist Bianchi zu Hause in Nizza, seinen schweren Verletzungen erlegen. Es war für die Familie ein tiefer Schmerz und Erlösung zugleich. Was hat sich nun innerhalb eines Jahres, vor dem nächsten GP in Suzuka am kommenden Wochenende für die Formel 1 geändert?

Nach dem Unfall von Bianchi, der trotz gelber Flaggen seine Geschwindigkeit nicht den Umständen angepasst hat, wurden sofort wieder Rufe nach neuen Sicherheitsmaßnahmen laut. Wie könne man das Tempo bei einem Unfall auf der Strecke, bei Gefahrenmomenten neben der Fahrbahn einbremsen, bevor noch das Safety Car das gesamte Feld „eingefangen“ hat, das zumeist zwei, drei Runden dauert. Das Virtuelle Safety Car, kurz VSC, war geboren. Das VSC ersetzt die doppelt geschwenkten gelben Flaggen. Leuchtet das VSC-Zeichen auf, es gibt auch eine Anzeige dafür in allen Cockpits, dürfen die Piloten eine von der FIA vorgegebene Sektorzeit nicht überschreiten. Das gesamte Feld wird eingebremst, die Abstände zwischen den Autos bleiben gleich, das Rennen wird praktisch eingefroren. Der Vorteil des VSC: es kann von einer Sekunde auf die andere ausgerufen werden.

Auch ein geschlossenes Cockpit wird innerhalb des Automobil-Verbandes FIA weiterhin von Experten intensiv diskutiert. Der Kopf scheint in der modernen Formel 1 das einzig verwundbare Teil zu sein. Ein geschlossenes Cockpit hätte aber auch ob der Wucht des Aufpralls Bianchi nicht gerettet.

So dreht die Formel 1 auch heuer wieder unverändert ihre Kreise in Suzuka. Bei den meisten Fahrern wohl mit einem mulmigen Gefühl in der Kurve sieben. Zumindest ein paar Runden lang.

GERHARD HOFSTÄDTER