Der Grand Prix in Spielberg ist für die heimischen Formel-1-Legenden weit mehr als ein wichtiger Impulsgeber für die Region. Er erhält auch die heimische Motorsport-Tradition am Leben. Österreichischen Fahrer gibt es in der Königsklasse seit fünf Jahren keinen mehr. Umso wichtiger sei es, dass das Rennen im Vorjahr zurückgekehrt ist - und dank Red Bull zumindest bis 2020 gesichert ist.

"Wenn wir keinen Fahrer und auch kein Rennen haben, ist es gefährlich, dass irgendwann auch die Fans zurückgehen", warnte Ex-Pilot Gerhard Berger im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Und das auch in einem Formel-1-Land wie Österreich. Berger: "Wenn die Tradition einmal länger unterbrochen ist, dann wird es sehr schwer, zurückzukehren."

Derzeit befinde sich Österreich noch in der glücklichen Lage, dass Red Bull die Motorsport-Flagge im Land hochhalte. "Das kann Red Bull mit seiner Power über ein paar Jahre machen", meinte Berger. Irgendwann brauche es aber wieder einen einheimischen Fahrer, um die Massen nach Spielberg zu locken. Dieser ist - mit Ausnahme höchstens von Bergers in der DTM engagiertem Neffen Lucas Auer - derzeit nicht
in Sicht.

Zuschauerrückgang

Im Vergleich zum Comeback 2014 verzeichnet der Grand Prix schon in diesem Jahr einen deutlichen Zuschauerrückgang. Dabei ist das Einzugsgebiet aus den Nachbarländern groß. Deutschland hat in diesem
Jahr nach finanziellen Schwierigkeiten nicht einmal mehr ein eigenes Rennen. "Schon zu meiner Zeit war es immer ein Treffen von Deutschen und Italienern", erinnerte Berger an die 1980er und 1990er-Jahre.

Die Bodenständigkeit des Murtals gefällt den ausländischen Gästen. Auch jenen im Fahrerlager, den Teams und Journalisten. "Die freuen sich wirklich alle, dass sie einmal etwas anderes erleben neben der Rennstrecke, das sieht man", versicherte Ex-Weltmeister Niki Lauda.

Die Gastfreundschaft sei auch einer der großen Vorzüge von Spielberg, meinte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko. "Dazu kommt die einzigartige Lage der Rennstrecke, in die Landschaft eingebettet und mit den Bergen rundherum." Oder wie es Berger formulierte: "Spielberg ist eine der schönsten Naturstrecken. Und Red Bull als Veranstalter garantiert immer gute Events."

Marko wäre über Regen nicht unglücklich

60.000 bis 70.000 Zuschauer sollen es in diesem Jahr am Rennsonntag werden. "Wir haben aber auch wesentlich mehr Bemühungen unternommen als im Vorjahr", erinnerte Marko. Aus Veranstaltersicht
hofft er zwar nicht auf Nässe. Für sein auf dem Motorensektor klar unterlegenes Team wäre es aber die einzige Chance, um Spitzenplätze mitzufahren. Marko: "Vielleicht kommt er ja, der berühmte
obersteirische Regen."

Vor Herausforderungen stellt der Red-Bull-Ring die Teilnehmer allerdings auch im Trockenen. "Österreich ist noch einmal um eine Stufe Ärger als Montreal", erklärte Mercedes-Teamaufsichtsratschef Lauda. "Es ist eine schwierige Strecke, weil sie wenig Downforce hat und eine irrsinnige Belastung für die Motoren ist."

Dazu hätten im Vorjahr alle unter den Temperaturen gelitten - etwa bei der Kühlung des Energierückgewinnungssystems (ERS). "Dass es in Spielberg so hart ist, hätte keiner erwartet. Es waren jetzt aber alle schon einmal dort und wissen, wo die Schwierigkeiten liegen", meinte Lauda, der den Mercedes-Doppelsieg von 2014 nur zu gerne wiederholen würde. "Es ist ein schwieriges Rennen zu
gewinnen."