Fährt man an der Küste entlang von Nizza kommend über Cap-d'Ail hinein nach Monaco, muss man ziemlich genau an der Stadtstaatsgrenze durch einen neuen Kreisverkehr kurven. In dessen Mitte stehen, mit ein paar Blümchen verziert, drei, vier Meter Leitplanken. Wie eine Art Denkmal. Das Monaco sich selbst und seinem Formel-1-Rennen zum Jubiläum gesetzt hat. Mit unzähligen Denkmälern anderer Art gepflastert wurde die dreieinhalb Kilometer lange Rennstrecke durch das nur 197 Hektar kleine Fürstentum über all die Jahre.
Monaco und Motoren, Mythen und Märchen. Vom ersten Rennen an hat der Glamour-Grand-Prix sein Klischee gehegt und gepflegt. Begonnen bei einem gewissen "Williams", Pseudonym für den englischen Armeeoffizier William Grove, später im Krieg ums Leben gekommen. Er siegte 1929 auf einem Bugatti. Mit 80,1 km/h Rennschnitt. Heute hält Fernando Alonso bei seinem Sieg 2007 den Rekord. Mit 155,552 km/h. Zwei Jahre nach Grove siegte Louis Chiron. Er hatte es vom Pagen und Liftboy im "Hotel de Paris" zum Grand-Prix-Star gebracht.
Aber Monaco hat auch die großen Tragödien der Formel 1 mitgeschrieben. Durch Alberto Ascari, der 1955 mit seinem Ferrari ins Meer raste. Froschmänner zogen ihn nahezu unverletzt heraus. Vier Tage später stürzte Ascari in Monza zu Tode.
Lorenzo Bandini starb 1967 in einer meterhohen, tiefschwarzen Rauchsäule in der Hafenschikane. Er hatte die Randsteine touchierte, auslaufendes Benzin hatte die Strohballen und Bandinis Ferrari in Brand gesetzt, dem die mangelhaft ausgestattete Feuerwehr nicht gewachsen war. In bislang 69 Grands Prix war Bandini der einzige Tote. Karl Wendlinger lag 1994 nach seinem Unfall Ausfahrt des Tunnels 19 Tage im Koma.
Mit sechs Siegen innerhalb von sieben Jahren ist Ayrton Senna der ungekrönte König im Fürstentum, Graham Hill & Michael Schumacher haben je fünf Mal gewonnen. Mit kaum messbaren 0,215 Sekunden vor Nigel Mansell hat auch niemand so knapp in Monaco gewonnen, wie 1992 Ayrton Senna.
Einen der beiden spektakulärsten Siege hingegen hat 1970 Österreichs bis heute unsterbliches Formel-1-Idol Jochen Rindt gefeiert. Nach einer sensationellen Aufholjagd hetzte er den führenden Jack Brabham in der letzten von über 1000 Kurven mit insgesamt mehr als 3000 Schaltvorgängen in einen Fehler und überholte ihn. Nummer zwei in dieser Bestenliste: Olivier Panis, der 1996, als nur vier Autos ins Ziel kamen, eher zufällig im ersten der vier saß. Danach musste er sich erst einen Smoking ausborgen, um beim traditionellen Gala-Dinner neben Fürst Rainier Platz nehmen zu dürfen.
Wenn man den Kalender auf ein einziges Rennen zusammenstreichen würde, es müsste Monaco sein", sagt Rennlegende Jackie Stewart. Aber zugleich ist der Grand Prix von Monaco ungefähr so, "als würde man im Wohnzimmer mit einem Hubschrauber herum fliegen", wie es Nelson Piquet einmal formuliert hat. Und der vierfache Monaco-Sieger Alain Prost warnt noch immer vor einem "Formel-1-Super-GAU" in den Häuserschluchten. "Dann wird es hier nie mehr ein Autorennen geben."
Neun Österreicher (Rindt, Lauda, Marko, Ertl, Binder, Berger, Wendlinger, Wurz, Klien) sind in Monaco insgesamt über 40 ihrer Grands Prix gefahren. Nach Jochen Rindt hat Niki Lauda zwei Mal (1975 und 1976) gewonnen. Und dabei für Aufsehen gesorgt, als er als bis heute einziger Monaco-Sieger, ganz nach Wiener Schule, in der Fürstenloge Fürstin Gracia Patrica die Hand geküsst hat.
Jahr für Jahr begrüßte Fürst Rainier den Monaco-Sieger mit dem Satz "Ich bin froh, dass Sie es sind". Nach Niki Lauda ist aber nur noch Gerhard Berger drei Mal als Dritter, einmal als Zweiter in die Fürstenloge gestiegen. Österreichs Hymne wurde erst in den letzten beiden Jahren wieder gespielt. Als Mark Webber und Sebastian Vettel für Red Bull gewonnen haben.