Vor knapp einem Jahr sah die Welt von Red Bull Racing noch gänzlich anders aus. Am 5. November 2023 raste Max Verstappen in Sao Paulo zum Sieg, es war sein 17. Erfolg einer Saison, die aufgrund der erschreckenden Dominanz der Bullen in die Geschichtsbücher einging. Von Dominanz ist das Weltmeisterteam aber derzeit ebenso weit entfernt, wie von historischen Errungenschaften. Vielmehr herrscht Katerstimmung beim erfolgsverwöhnten Rennstall. Ferrari zog mit dem Sieg von Carlos Sainz in Mexiko in der Konstrukteurs-WM vorbei, der prestigeträchtige Titel ist dahin. „Es ist völlig unrealistisch“, sagt Motorsportberater Helmut Marko zu den Chancen. „Momentan hat Ferrari das schnellste Auto und zwei starke Fahrer, da halten beide mit der Spitze mit. Deshalb sind sie meiner Meinung sogar der Favorit auf die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft.“
Auch der Kampf gegen McLaren scheint aussichtslos, weshalb der dritte Platz wohl einzementiert ist. „Das schmerzt natürlich enorm“, gesteht der 81-jährige Grazer. „Der Unterschied zwischen Platz eins und drei beträgt 17 Millionen Euro. Vor allem für die Mitarbeiter ist das ein gravierender finanzieller Einschnitt, da ihr Bonus auf der Konstrukteurswertung basiert.“ Nicht der einzige Rückschlag für die Bullen. In Brasilien muss Weltmeister Max Verstappen in der Startaufstellung fünf Plätze zurück, da er das Limit an Antriebseinheiten überschritten hat. „Der Motor war in Mexiko ja wirklich schon eine lahme Ente und in Brasilien kann man gut überholen. Deshalb haben wir uns trotz Sprint-Wochenende dafür entschieden.“
Verstappens Stärke im Regen
In Mexiko hatte der niederländische Weltmeister im Training immer wieder mit dem RB20 zu kämpfen. Auch im Rennen fehlte Verstappen die Pace, um ganz vorne mitzukämpfen, was auch eine Erklärung für die aggressiven Manöver gegen Lando Norris sein könnte. „Unsere Performance auf dem harten Reifen war wirklich erschreckend“, gesteht Marko.
Der Grazer geht aber aus einem bestimmten Grund optimistischer in das Brasilien-Rennwochenende. „Wenn die Wettervorhersage stimmt, ist mit Regen zu rechnen. Verstappen hat seine Stärke im Regen immer ausgezeichnet. Wenn das Auto dann passt, sollten wir in den Top-drei sein.“ Einen weiteren Ausrutscher, egal ob auf nasser oder trockener Strecke, darf sich der Niederländer wohl nicht leisten. Zwar ist der Vorsprung von 47 Punkten in der Fahrer-WM auf Lando Norris alles andere als knapp, bei vier ausstehenden Rennen inklusive zweier Sprints ist eine Aufholjagd aber sicher nicht unmöglich.