Die Suche nach dem heiligen Gral in dieser Formel-1-Saison könnte die Spitzenteams im Titelkampf gleichermaßen ins Verderben stoßen, wie absolute Glückseligkeit erfahren lassen. Denn in den vergangenen vier Wochen, einer ungewöhnlich langen Herbstpause, durften die Mitarbeiter in den Fabriken entwickeln, testen und Updates an das Auto bringen – anders als in der ruhigeren Sommerpause. So ist es nur logisch, dass sowohl bei Red Bull in Milton Keynes, als auch im McLaren-Hauptsitz in Woking Tag und Nacht an den entscheidenden Adaptierungen gearbeitet wurde. Die Ergebnisse der harten Suche nach Konstanz und Tausendstelsekunden sehen Max Verstappen und Co aber erst am Wochenende in Austin.

In der Pole Position befinden sich dabei die „Papayas“, derzeit der führende Rennstall in der Konstrukteurswertung. Zwar liegt Shootingstar Lando Norris in der Fahrer-WM noch 52 Zähler hinter dem amtierenden Champion aus dem Hause Red Bull, sein MCL38 war in den vergangenen Monaten aber das Nonplusultra auf den Rennstrecken dieser Welt. Egal auf welchem Untergrund, egal bei welcher Temperatur, egal zu welcher Tageszeit – der McLaren funktionierte auf Anhieb, benötigte kaum Zeit, um ins richtige Reifenfenster zu kommen. Eine Stärke, die in den Jahren zuvor Red Bull Racing unschlagbar machte. Doch birgt ausgerechnet diese Dominanz eine große Gefahr, wie vor allem bei der Konkurrenz in dieser Saison zu sehen war. Denn der Spielraum für Fehler ist minimal. Biegt man bei der Weiterentwicklung des Autos einmal falsch ab, kann das gravierende Folgen haben. Funktionieren Updates nicht, kann es schnell nach hinten gehen – Titelkonkurrent Red Bull kann davon ein Lied singen.

Volles Risiko bei Red Bull

Die Bullen müssen im Saisonfinale nach der jüngsten Talfahrt volles Risiko gehen. Deshalb hat der britisch-österreichische Rennstall zahlreiche Adaptierungen für das Auto im Gepäck, verriet zuletzt auch Motorsportberater Helmut Marko. Austin als Start des amerikanischen Dreierpacks mit Mexiko (27. Oktober) und Brasilien (3. November) ist ohnehin letzte Chance, größere Updates zu bringen. Innerhalb des Bullenstalls betont man nahezu gebetsmühlenartig, dass die jüngste Schwächephase überwunden sei. Man habe aus den Fehlern – vor allem jenen aus Monza – gelernt und sei bereit für den Titelkampf. „Hoffentlich können wir von hier aus weiterhin gute Fortschritte machen“, blickt auch Verstappen selbst optimistischer in die Zukunft.

Von den Updates in Texas erhofft sich das Weltmeisterteam endlich mehr Balance, die das Vertrauen der Fahrer in den RB20 zurückbringen soll. Nach Singapur, einer Strecke die dem Auto überhaupt nicht lag, kehrt die Formel 1 nun zurück auf dauerhafte Rennstrecken. Deshalb sollte das Rennen auf dem Circuit of the Americas ein gutes Bild davon abgeben, wie es um die Kräfteverhältnisse im Saisonfinale steht. Mit Ausnahme Las Vegas stehen in den kommenden Wochen ähnliche Strecken auf dem Programm. Gepaart mit einem Sprint am Samstag, der traditionell die Abstimmung der Autos erschwert, ist in Austin also für Spannung gesorgt.