Wie half Lando Norris seinem Teamkollegen Oscar Piastri?
Ausgerechnet beim ersten Rennen, bei dem nach den neuen „Papaya-Regeln“ Oscar Piastri seinen Teamkollegen Lando Norris unterstützen sollte, lief es in der Praxis genau umgekehrt. Nach seinem unglücklichen Qualifying und dem 15. Startplatz war es der Brite, der in der Reifenwechselphase Sergio Perez ein bisschen aufhielt, sodass dessen Undercut-Versuch gegen Piastri scheiterte. „Wäre Oscar hinter Perez wieder auf die Strecke gekommen, wäre das Rennen wahrscheinlich ganz anders gelaufen“, gab McLaren-Teamchef Andrea Stella zu.
„Kannst Du ein bisschen langsamer machen und Perez aufhalten, ohne dass es Dir selbst schadet?“, hatte die gleichzeitige Frage und Aufforderung an Norris gelautet – und der spielte mit: „Natürlich ist es hart, wenn das Team sagt, man soll langsamer machen, um dem Teamkollegen zu helfen, aber zu diesem Zeitpunkt steckte ich ohnehin hinter Albon fest. Ich machte auch nicht extra langsam, sondern nutzte die Gelegenheit, um meine überhitzenden Reifen etwas zu schonen. Aber natürlich half es Oscar, vorne zu bleiben und ich konnte damit einen kleinen Beitrag zu seinem Erfolg leisten. Das ist für uns als Team sehr wichtig.“
Wer war schuld am Crash zwischen Carlos Sainz jr. und Sergio Perez?
In der 50. Runde knallten Sergio Perez und Carlos Sainz auf der Geraden zwischen Kurve 2 und 3 spektakulär in die Wand, blieben aber beide glücklicherweise unverletzt. In der Diskussion um die Schuldfrage gaben die Teamchefs natürlich jeweils dem anderen Fahrer die Schuld. Red Bulls Christian Horner schimpfte, „das muss eine Startplatzstrafe für Carlos nach sich ziehen.“ Ferrari-Teamchef Fréderic Vasseur sah es völlig anders. „Sergio ist schuld, er muss bestraft werden.“ Red-Bull-Motorsport-Koordinator Helmut Marko sah ein abruptes Herüberziehen von Sainz, gab aber zu, dass der Unfall zu diesem Zeitpunkt zwischen zwei so erfahrenen Piloten völlig überflüssig gewesen sei.
Der Ablauf im Detail: Perez hatte kurz zuvor in Turn 1 Leclerc attackiert, dessen Reifen am Ende waren. Leclerc drückte aber auf der Innenbahn Pérez nach außen und Sainz schlüpfte durch. Der Spanier geriet dann in Kurve 2 aber selbst zu weit nach außen, Perez konnte sich wieder fast daneben setzen. Dann schien Sainz ein bisschen nach links zu ziehen, Perez aber dort auch noch genug Platz zu haben, um den Kontakt zu verhindern, der beide in die Mauer schickte. Die Sportkommissare entschieden dann auch auf „normaler Rennunfall“ und sprachen keine Strafe aus.
Wo steht Red Bull wirklich?
Die grundsätzlichen Fortschritte am ersten Tag durch den neuen Unterboden, der das Auto leichter fahrbar gemacht hatte, und die gute Vorstellung im Rennen von Sergio Perez bis zum Crash sorgten für einen gewissen Optimismus bei Red Bull, vielleicht doch auf dem richtigen Weg zu sein. Allerdings zeigen die Probleme von Max Verstappen ab Samstag auch, dass ein großes Problem immer noch da ist. Der RB20 ist immer noch unheimlich schwer abzustimmen, so dass die Balance passt und die Reifen im optimalen Fenster liegen. Verstappens Auto war minimal anders eingestellt als das von Perez, doch auf der Strecke war der Unterschied riesig. Perez fuhr mit einem minimal anderen Heckflügel, der ein bisschen mehr Abtrieb brachte und auf der Zielgeraden 3 km/h Topspeed kostete. Und er war auf der Hinterachse eine Spur weicher unterwegs.
Verstappen merkte schon im Qualifying, dass man mit den Änderungen, die man nach den freien Trainings noch vorgenommen hatte, einen Schritt zu weit gegangen war: Plötzlich hatte er ein Auto, das ab dem Scheitelpunkt der Kurven untersteuerte und mit dem Heck sprang. „Als wir herausfanden, wo der Fehler lag, war es zu spät.“ Denn unter Parc-Fermé-Bedingungen zwischen Qualifying und Rennen dürfen diese Dinge nicht mehr verändert werden.
Das nächste Problem der Bullen: Beim Crash von Perez wurden wichtige Teile am Auto, vor allem der neue Unterboden, beschädigt, für die man im Moment nicht genügend Ersatz hat. Für Singapur am nächsten Wochenende wird es eng. „Wir müssen schauen, wie hoch der Schaden bei Checo ist, das heißt, wie viele Teile haben wir überhaupt?“, so Marko. „Wir hatten einige Sachen, kleinere, geplant für Singapur, aber durch diesen Crash ist die Situation wieder völlig neu zu bewerten.“ Zu Hause in Milton Keynes ist man laut Horner sowieso schon am Anschlag: „Ersatzteile sind knapp. Wir werden daheim in der Fabrik fünf Tage durcharbeiten müssen, um die notwendigen Teile rechtzeitig bis Freitag nach Singapur zu bringen.“