Aserbaidschan war in den vergangenen Jahren bester Boden für die „Bullenherde“ in der Formel 1 – seit 2021 ist das Weltmeisterteam auf dem wohl spannendsten Stadtkurs des Jahres ungeschlagen. 2022 fuhr Max Verstappen in einem spannenden Rennen zum Sieg, 2021 und im Vorjahr war Teamkollege Sergio Perez nicht zu schlagen. Dem Mexikaner liegen die engen Gassen in der aserbaidschanischen Hauptstadt – ein Grund für seinen Verbleib bei Red Bull Racing. „Das war ein Mitgrund, wieso wir mit ihm weitergemacht haben“, sagte Motorsportberater Helmut Marko. „Er ist ein Spezialist für solche Stadtkurse und ich hoffe, dass er hier zu alter Stärke zurückfindet.“
Selbst wenn Perez diese Vorgaben umsetzt, wird er mit dem Sieg am Sonntag nicht viel zu tun haben – genauso wie Teamkollege Verstappen. „Wenn es optimal für uns läuft, dann ist vielleicht ein Podium möglich“, stapelt Marko tief. „Wir müssen endlich die Balance mit dem Auto finden, das ist vor allem in Baku wichtig, da es kaum Auslaufzonen gibt. Es sollte besser werden, als in Monza, aber richtige Fortschritte wird es erst in Austin geben.“ Die Zeit drängt, beträgt der Vorsprung in der Konstrukteurswertung nur noch acht Punkte auf Verfolger McLaren. Auch in der Fahrer-Weltmeisterschaft könnte es noch einmal spannend werden, fehlen Lando Norris aktuell 62 Zähler auf den amtierenden Weltmeister. Ob das auf das Gemüt Verstappens schlägt? „Nein, weil er gesehen hat, dass jetzt auf ihn gehört wird und die Probleme ernst genommen werden. Momentan ist die Abstimmung des Autos aber noch immer ein bisschen wie eine Lotterie, vor allem für Baku und Singapur.“
Marko hat McLaren auf der Rechnung
Auf den beiden Stadtkursen hat Marko deshalb den größten Konkurrenten ganz groß auf der Rechnung. Vor allem aufgrund des einstigen Red Bull Geheimrezepts. „Sie haben unsere Stärke aus dem Vorjahr übernommen und wirklich auf jeder Strecke und mit jedem Reifentyp ein konkurrenzfähiges Auto.“ Dass es in der Weltmeisterschaft noch nicht enger zugeht, hat mit der bisherigen Strategie des britischen Traditionsrennstalls zu tun. Bisher legte man sich innerhalb des Teams nicht auf eine klare Nummer eins fest, was dem besser platzierten Norris wichtige Punkte kostete.
Diese Zeiten sind nun vorbei, wie Teamchef Andrea Stella erklärte. „Wir werden Lando unterstützen“, sagte der Italiener. Ob den Worten auch Taten folgen ist offen – meint auch Marko. „Ich habe noch nicht gehört, was Oscar Piastri zu diesem Plan sagt“, scherzte der 81-Jährige. Die aktuelle Situation bei McLaren erinnere ihn sehr stark an die WM-2009. „Damals hatten wir ab der Saisonmitte das schnellste Auto und dennoch hat Jenson Button im Brawn die WM gewonnen. Wir waren damals zu fehleranfällig, hatten nicht die richtige Strategie. Ähnlich ist es bei McLaren, ansonsten wäre unser Vorsprung bereits viel kleiner.“
Abseits des Titelkampfes könnte das Wochenende auch in Sachen Zukunftsplanung Klarheit bringen. Nach „soliden“ Testtagen von Liam Lawson unter der Woche soll der Neuseeländer in Baku offiziell als Fahrer präsentiert werden. Bereits vor Wochen hat Marko dies gegenüber der Kleinen Zeitung bestätigt. „Er sitzt 2025 mit Sicherheit in einem unserer Autos“, sagte der Motorsportberater damals.