Sieben Mal wurde Lando Norris in dieser Saison von den Fans der Formel 1 zum Fahrer des Tages gewählt – öfter als jeder andere in der Motorsport-Königsklasse. Der frischgebackene Sieger des Niederlande-Grands-Prix genießt seit Jahren eine enorme Popularität, ist vor allem bei jungen Fans der Serie ein absoluter Superstar. Neben seinen fahrerischen Leistungen auf der Strecke hat das vor allem auch mit seinem Auftritt in den sozialen Medien zu tun. Auf Instagram folgen dem 24-Jährigen knapp neun Millionen Menschen, seine Lifestyle-Marke Quadrant verkauft selbst designte Mode auf der ganzen Welt.
Der Sohn eines britischen Multimillionärs steht nicht unbedingt für emotionale Außenseitergeschichte, sondern vielmehr für den aktuellen Zeitgeist der Motorsport-Königsklasse. Jung, schnell, charismatisch – Norris weiß zu gefallen, nicht nur bei McLaren. Auch die Formel 1 hat den Briten für sich entdeckt, inszeniert ihn medienwirksam auf diversen Plattformen. Immer wieder wurde der 24-Jährige in der Vergangenheit auch mit Red Bull Racing in Verbindung gebracht, Motorsportberater Helmut Marko adelte den Herausforderer von Max Verstappen mehr als nur ein Mal. Derzeit ist Norris aber fest an McLaren gebunden und das Gesicht des britischen Traditionsrennstalls. Möglicherweise wird er auch der erste Weltmeister für das Team aus Woking seit Lewis Hamilton 2008.
Norris in der Kritik
Denn der MCL38 ist derzeit das mit Abstand schnellste Auto in der Formel 1, in Zandvoort hatte der zweifache Grand-Prix-Sieger mehr als 20 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Weltmeister aus den Niederlanden. In dieser Form kann Norris die Bullen mehr als nur ärgern, auch in der Fahrer-Weltmeisterschaft. 70 Punkte fehlen derzeit auf den erstplatzierten Verstappen – in neun noch zu fahrenden Rennen keine unmögliche Aufgabe. Vor allem, wenn Norris die Leistung aus den Niederlanden regelmäßig wiederholen kann. Im Qualifying führte kein Weg an ihm vorbei, im Rennen fuhr er seinen zweiten Rennsieg in souveräner Manier ein. „Mit diesem Auto erinnert das schon an die besten Zeiten von Max und Lewis“, war auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff beeindruckt. Einziger Kritikpunkt: Die Startphase.
Wie schon in den Rennen zuvor verlor Norris nach dem Start eine Position, musste Verstappen im Red Bull ziehen lassen. Mit der aktuellen Performance seines Autos schlussendlich kein Problem. Will der Brite aber ein ernsthafter Titelkandidat sein, muss er sich steigern und die Fehler der vergangenen Wochen abstellen. Genau diese bringen ihm immer wieder heftige Kritik ein. Der Verstappen-Verfolger sei noch nicht reif genug, würde die Möglichkeiten nicht ausschöpfen und sei vor allem nur eine Marketing-Marionette der Formel 1. Ersteres stimmt mit einem Blick auf die bisherige Saison auch zum Teil, könnte Norris die Fahrer-Weltmeisterschaft mittlerweile locker anführen. Letzteres ist wohl mit einem bekannten Phänomen zu erklären – nicht nur im Motorsport. Denn mit Erfolg kommen eben oftmals auch die Kritiker, egal ob berechtigt oder nicht.