Der Druck war enorm für Lando Norris, als die Ampellichter in Zandvoort ausgingen und der Brite einmal mehr im absoluten Fokus stand. Nach seiner Galavorstellung im Qualifying startete er von der Pole Position aus – auf der kurzen und engen Strecke in den niederländischen Dünen schon fast entscheidend. Doch in der jüngeren Vergangenheit war Norris nicht bekannt für seine guten Starts, münzte vor dem Großen Preis der Niederlande nur eine von drei Pole Positions in einen Sieg um.
Und auch in Zandvoort schien es, als würde der 24-Jährige dem Druck nicht standhalten. Lokalmatador Verstappen zog sehr zur Freude der Zehntausenden Fans am Start vorbei und führte ab Kurve eins vor Norris. Die Führung des dreifachen Weltmeisters hielt jedoch nicht lange, bereits in Runde 18 schlug der McLaren-Herausforderer zurück, überholte und ließ den WM-Führenden mit einer beeindruckenden Pace deutlich hinter sich. Am Ende des Rennens betrug der Vorsprung 22,896 Sekunden – eine Welt in der Formel 1. Es ist der größte Vorsprung eines Nicht-Red-Bull-Fahrers seit Charles Leclercs Sieg in Australien 2022. „Das Auto war unglaublich gut. Ich konnte immer pushen und habe dann gemerkt, dass Max langsamer wurde. Ich konnte dann davonziehen und freue mich einfach sehr. Das Rennen war hart, aber hat richtig Spaß gemacht“, sagte der siegreiche Norris, der in Zandvoort erst seinen zweiten Grand-Prix-Sieg gefeiert hat.
Red Bull ist alarmiert
Während McLaren aufgrund der funktionierenden Updates feierte, herrscht bei Red Bull Racing Rätselraten über den großen Rückstand auf den Konkurrenten. „Das war Schadensbegrenzung“, funkte Teamchef Christian Horner an einen gefassten Verstappen. „Ich habe alles versucht, aber es war klar, dass wir nicht schnell genug sind. Platz zwei ist okay“, lautete die nüchterne Analyse des Lokalmatadors. Etwas dramatischer beschrieb es dann schon Motorsportberater Helmut Marko. „Wir konnten das Tempo überhaupt nicht mitgehen“, sagte der Grazer. „Jetzt müssen wir unsere Aufgaben erledigen. Denn der Vorsprung von 70 Punkten in der Fahrer-WM reicht nicht, wenn noch neun Rennen ausstehen.“ In der Konstrukteurswertung liegt McLaren nur noch 30 Punkte hinter den Bullen. „Wir sind heute ganz klar und fair geschlagen worden und das in einem Ausmaß, das alarmierend ist. Das Auto braucht mehr Balance, damit die Fahrer dem Auto wieder vertrauen können. Wir müssen das ändern, besser gestern als heute.“
Für Monza hat der 81-Jährige bereits erste Updates angekündigt, nach dieser Vorstellung geht McLaren aber als Topfavorit in das kommende Wochenende. Auch mit Ferrari dürfte wieder zu rechnen sein, holte Leclerc in Zandvoort einen überraschenden dritten Platz.