Zwölf von 24 Rennen sind in der Formel 1 gefahren und doch lassen sich die Kräfteverhältnisse aktuell kaum einordnen. Die Motorsport-Königsklasse besticht in dieser Saison mit Spannung, was Lewis Hamilton als sechster Rennsieger 2024 eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Passend zur Halbzeit lohnt sich ein Blick auf die Spitze. Zwar wird Max Verstappen der Titel kaum zu nehmen sein, in der Konstrukteurs-WM bahnt sich aber aufgrund seines Teamkollegen Sergio Perez ein spannender Titelkampf an.
Red Bull Racing
So viele Fragezeichen hinter der aktuellen Leistungsfähigkeit des RB20 stehen, so deutlich zeigte sich in Silverstone einmal mehr die Klasse Verstappens. Der Niederländer sitzt derzeit nicht im besten Auto und schaffte es doch unter schwierigsten Bedingungen auf das Podium. „Zwei Runden mehr und es hätte gepasst“, spekulierte Motorsportberater Helmut Marko sogar mit dem Sieg. Die große Stärke Red Bulls, auf jeder Strecke und unter jeder Bedingung schnell zu sein, ist aber endgültig dahin. Im Bullenstall braucht man lange, um den Boliden perfekt abzustimmen und aus den Ergebnissen zu lernen. Wie ernst die Lage ist, zeigt sich auch einmal mehr im Appell Verstappens. „Wenn es so weitergeht, wird es noch eine ganz schwierige Saison“, mahnte der Niederländer nach Silverstone. Entdecker Marko beruhigte zumindest etwas: „Wir setzen alles auf das Update in Budapest.“
Mercedes
Wer hätte sich das gedacht? Mercedes holte in Silverstone den zweiten Rennsieg in Folge, ist plötzlich das Team der Stunde. Nach Jahren der Ratlosigkeit verstehen es die „Silberpfeile“ derzeit wie kaum ein anderes Team, das Auto optimal auf die Verhältnisse an der Strecke anzupassen. Die Updates funktionieren und plötzlich scheint auch das Fahrerduo wieder Lust zu haben. George Russell lieferte bis zu seinem Ausfall ein starkes Silverstone-Wochenende ab, Routinier Lewis Hamilton könnte seinen Wechsel zu Ferrari bei der aktuellen Stärke womöglich schon wieder bereuen. Das kommende Rennwochenende in Ungarn wird in Sachen Konstanz wohl entscheidend, weiß auch Teamchef Toto Wolff: „Wir müssen schauen, ob es auch im heißen Budapest so weitergeht.“
McLaren
Und ewig trauert Lando Norris seinem zweiten Sieg in der Formel 1 hinterher. Seit seinem Premierenerfolg in Miami Anfang Mai hatte der Brite nicht nur einmal die Chance auf Platz eins. In Imola fehlte nur eine Runde auf Verstappen, zwei Rennen später in Kanada machte ihm ein Safety Car und die Strategie einen Strich durch die Rechnung. Es folgte ein verpatzter Start in Barcelona und ein dramatisches Duell in Spielberg. Vier Rennen, die Norris genauso hätte gewinnen können, wie jenes in Silverstone. Bei seinem Heimrennen wählte der 24-Jährige mit dem Team die falschen Reifen im letzten Abschnitt. Fehler, die McLaren in Zukunft verhindern muss. Das Traditionsteam ist nicht mehr in der Außenseiterrolle, sondern hat derzeit das stärkste Auto in der Formel 1. McLaren ist wieder ein Spitzenteam und genauso sollte es agieren, wenn man die Erfolge der Vergangenheit wiederholen möchte.
Ferrari
Nach dem Heimsieg von Charles Leclerc in Monaco noch als größter Verfolger von Verstappen gehandelt, ist Ferrari aktuell im Niemandsland unterwegs. Von den „großen Vier“ der aktuellen Formel 1 ist die Scuderia ganz klar am weitesten entfernt von einem Rennsieg. Die Entwicklung des Autos ging zuletzt in die falsche Richtung, die Updates scheinen nicht die gewohnte Wirkung zu bringen. Hinzu kommt eine gewisse Frustration bei „Einserfahrer“ Leclerc, der in Silverstone nach einem völlig verpatzten Wochenende nicht über Platz 14 hinauskam. „Ich fühle mich nicht gut, es ist derzeit einfach zu viel“, sagte der Monegasse nach dem Rennen.