Die Karten werden ab 2026 in der Formel 1 wieder neu gemischt und das auf die wohl nachhaltigste Art und Weise der jüngeren Geschichte. In zwei Jahren ändert sich die Motorsport-Königsklasse durch das neue Reglement von Grund auf, vom Motor über die Aerodynamik bleibt nichts beim Alten. „Solche Änderungen wurden immer wieder gemacht, um Dominanzen zu brechen, auch wenn es derzeit sehr spannend ist. Vor allem erleichtert es aber den Einstieg neuer Hersteller, wie etwa Audi es nun macht. Die Formel 1 will damit weiterhin attraktiv bleiben“, sagt Philipp Brändle zum neuen Reglement. Der Vorarlberger war jahrelang Ingenieur bei Mercedes und ist nicht nur an diesem Wochenende als Experte für ServusTV im Einsatz.
Die größte Baustelle für die Teams ist die neue Antriebseinheit, die ab 2026 zu 50 Prozent aus einem Verbrenner- und zu 50 Prozent aus einem Elektromotor besteht. Die Motor-Generator-Einheit für Hitzeenergie (MGU-H), die Abgaswärme abgreift und in elektrische Energie umwandelt, fällt weg, der Motor wird mit nachhaltigem E-Fuel betrieben. „Ich denke, dass die Teams dennoch auf viel Know-how aus der Vergangenheit zurückgreifen können. Die Einführung des Hybrid-Motors 2014 war sicherlich eine viel größere Veränderung. Es wird wichtig sein, was die Ingenieure lesen – und vor allem, was nicht“, sagt Brändle.
Salz in der Suppe
Denn in neuen Reglements gibt es immer wieder Schlupflöcher, die von den Teams eiskalt ausgenutzt werden. „Wer am besten zwischen den Zeilen lesen kann, hat sicher einen Vorteil.“ Das bezieht sich aber nicht nur auf die neuen Motoren in der Formel 1. Ab 2026 sind an den Autos Front- und Heckflügel verstellbar, um höhere Kurvengeschwindigkeiten und Topspeeds zu garantieren. „Das, was jetzt mit dem DRS oder beim Boxenstopp vom Mechaniker am Frontflügel gemacht wird, ist dann fixer Bestandteil während des Rennens. Die aktive Aerodynamik sorgt dann für den gewünschten Abtrieb und da geht mir als Ingenieur schon das Herz auf.“ So sehr, dass Brändle sogar „gerne wieder zurück“ in die Formel 1 gehen würde, scherzt er. „Du brauchst solche Neuerungen, um auch den Ingenieuren immer wieder neue Herausforderungen zu geben. Solche Sachen sind für diese Leute das Salz in der Suppe.“