„Silly Season“ in der Formel 1 schon im Frühjahr – das ist ungewöhnlich. Aber die vielen auslaufenden Verträge zum Saisonende 2024, der Wirbel um und bei Red Bull, auch der früh angekündigte Wechsel von Lewis Hamilton zu Ferrari 2025 – all das hat dazu beigetragen, dass die Situation auf dem Fahrermarkt recht unübersichtlich ist. Und offensichtlich jeder darauf wartet, dass der andere den ersten Zug macht.
In erster Linie natürlich Max Verstappen – der lässt sich in jedem Interview ein Hintertürchen offen, das einen Wechsel zu Mercedes schon für 2025, vor allem aber für 2026 möglich erscheinen lässt. Bevor Verstappen keine Entscheidung getroffen hat, hängt vieles in der Luft: Die Möglichkeiten von Carlos Sainz jr. zum Beispiel.
Wer folgt Hülkenberg zu Audi?
Der hat ein Angebot von Audi auf dem Tisch liegen, ab 2025 dort Teamkollege von Nico Hülkenberg zu werden. Der Spanier, der bei Ferrari Lewis Hamilton weichen muss, zögert aber, weil er sich auch Chancen bei Mercedes oder Red Bull ausrechnet – je nachdem, wie sich dort die Puzzleteile neu zusammen setzen. Abgelehnt habe er das Audi-Angebot aber noch nicht, betonte er in Miami, auch wenn das vor allem in spanischen Medien so kolportiert wurde.
„Daran ist nichts wahr, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen“, so Sainz. „Ich habe früher betont, dass mir alle Optionen offenstehen, und daran hat sich nichts geändert. Nur weil nach außen hin nichts passiert, bedeutet das ja nicht, dass alles stillsteht. Die Gespräche gehen weiter. Aber ich bleibe bei meiner Ansicht, dass ich mir die notwendige Zeit nehmen will, um für meine Karriere das Richtige zu tun. Ich denke dabei nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- und langfristig.“
Die Frage ist, wie lange Andreas Seidl bei Audi/Sauber auf seinen Winschkandidaten zu warten bereit ist. Einerseits will man so schnell wie möglich Klarheit. Andererseits wären andere Kandidaten auf der Liste, wie etwa Esteban Ocon oder Pierre Gasly, mit Sicherheit auch etwas später noch zu bekommen.
„Wunderkind“ Antonelli
Selbst das gehypte „Wunderkind“ Kimi Antonelli hängt indirekt an Verstappen. Seit bekannt wurde, dass Williams versucht, bei der FIA eine Ausnahmegenehmigung für eine Superlizenz für den Italiener schon vor seinem 18. Geburtstag im August zu bekommen, schossen ja die Spekaulationen in die Höhe, Antonelli könne schon ab Imola in zwei Wochen Logan Sargeant ersetzen. Toto Wolff, ja auch Manager des Mercedes-Juniors, verwies das ins Reich des Unsinns. „Absolut nichts dran, wir wollen Kimi auf keinen Fall frühzeitig verheizen.“
Auch Williams-Teamchef James Vowles hat wohl nur dann Interesse an Antonelli, wenn er den Youngster dann auch für die nächsten zwei Jahre sicher behalten kann. Was wiederum von den Mercedes-Plänen und damit auch von Verstappen abhängt.Zunächst einmal soll Antonelli jedenfalls nächste Woche in Silverstone einen Test mit einem 2022er-Mercedes fahren – parallel mit Mick Schumacher übrigens. Der darin eine gewisse Chance sieht, sich doch noch einmal für ein F1-Cockpit zu empfehlen. Bei Alpine eventuell – falls Gasly oder Ocon bei Audi landen...
Eine offene Baustelle ist auch die Situation bei Red Bull: Wegen der ungeklärten Verstappen-Situation, aber vor allem auch, weil ja durchaus unsicher ist, ob man Sergio Perez eventuell doch noch einmal ein Jahr gegen würde. Sainz steht da in der Warteschlange – und wenn Daniel Ricciardo so weiter macht wie bis jetzt nach dem Chassis-Tausch in China, könnte er sich vielleicht doch noch einmal in diese einreihen, obwohl er schon fast abgeschrieben war. Vor allem, weil damit bei den Racing Bulls ein Platz für den Red Bull Junior Liam Lawson frei werden würde...
Für Spannung ist also gesorgt – wahrscheinlich mittelfristig sogar für größere als die über die Zukunft von Adrian Newey, dessen Abgang von Red Bull ja in dieser Woche die Schlagzeilen beherrschte. Denn auch wenn der in Miami in einem Sky-Interview sagte, es gebe im Moment keine konkreten Pläne für einen Wechsel zu einem anderen Team, er wolle sich erst einmal eine Auszeit nehmen und das Leben genießen, auch wenn Dr. Helmut Marko, um in der offenbar abgestimmten Sprachregelung zu bleiben, von „Burnout-Sympthomen“ als Grund für den Rückzug sprach : Hätte Newey nicht doch die Absicht, wieder in die Formel 1 – und da am ehesten zu Ferrari – zurückkehren zu wollen, wäre es für seinen „Manager“ Eddie Jordan ja nicht so wichtig gewesen, einen Deal auszuhandeln, der keine Sperrfrist nach seinem Ausscheiden bei Red Bull im ersten Quartal 2025 mehr beinhaltet...