Christian Horner, das war lange Zeit die personifizierte Märchengeschichte der Formel 1. Ein Brite, der sich selbst als Rennfahrer versuchte, aber bald erkannte, dass es talentiertere gab. Also wurde der heute 51-Jährige zum Team-Eigentümer, baute im zarten Alter von 23 Jahren mit seinem Vater das „Team Arden“ auf und erwies sich schon da als so geschickt, dass er von Red Bull nach dem Kauf des Jaguar-Teams als Teamchef installiert wurde. Als jüngster Teamchef aller Zeiten war er der meist lächelnde, joviale Manager, dem vor allem ein Coup gelang: Er verpflichtete das „Aerodynamik-Genie“ Adrian Newey. Der Rest? Geschichte. Red Bull Racing gewann Weltmeisterschaften und ist nach einer Periode der Überlegenheit von Mercedes nunmehr im vierten Jahr das Maß aller Dinge. Und auch privat landete Horner den Jackpot, ehelichte „Spice Girl“ Geri Halliwell.
Hinter den Kulissen aber scheint sich schon seit Längerem ein Gärprozess in Gang gesetzt zu haben, ein Machtkampf zwischen Horner, dem das Leben als Teamchef von Red Bulls Gnaden offenbar zu wenig war. Der Brite schlug sich auf die Seite der thailändischen Familie Yoovidhya und ist damit wohl auch mitverantwortlich für den entbrannten Machtkampf um die Marke und die Zukunft von Red Bull nach dem Tod von Dietrich Mateschitz.
Horner, so liest man, ist bestrebt, mehr zu bekommen als den Posten als bestbezahlter Teamchef des Zirkus, dessen Gehalt auf zehn Millionen Pfund pro Jahr geschätzt wird. Er wollte Teamanteile wie sein „Lieblingsfein“ Toto Wolff, er wollte Macht, inszenierte sich immer mehr als Despot. Und nütze diese offenbar auch ungebührlich, wie der Skandal mit belästigenden Chats mit einer Mitarbeiterin offenbaren. Der Konzern Red Bull sprach Horner frei, in der Folge wurden die Chats samt schlüpfrigen Fotos anonym öffentlich gemacht. Diese Affäre ist noch nicht ausgestanden, der Machtkampf im Team offenbar auch noch nicht. In diesem steht Max Verstappen mit Vater Jos auf der Gegenseite Horners. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht.