Breit war das Grinsen von Helmut Marko in Bahrain, als er bei den offiziellen Testfahrten die Zeiten „seines“ Weltmeisters Max Verstappen am Bildschirm verfolgte. Der vierfache Champion war mit dem völlig neuen RB20 auf Anhieb eine Macht. Das imponierte selbst den Verstappen-Kenner aus Graz. „Der letzte Longrun von Max am Freitagnachmittag war beeindruckend. Er ist diese Zeiten mit so einer enormen Leichtigkeit gefahren und auch sein Feedback kam immer sowas von präzise.“
Die starken Testtage waren aber trotz des historischen Vorjahres alles andere als eine „gmahte Wiesn‘“, geht Red Bull Racing in diesem Jahr mit einem nahezu völlig neuen Boliden an den Start. Das Konzept des Vorjahres wurde nicht etwa wie bei anderen Teams weiterentwickelt, sondern völlig überdacht – mit Erfolg wie es scheint. „Das war schon eine Erleichterung, da sicher ein Restrisiko vorhanden war. Da wir im Vorjahr so überlegen waren, konnten wir uns früh Gedanken über das neue Auto machen“, verrät der 80-Jährige. „Wenn wir nur eine Evolution des letztjährigen Autos gebracht hätten, wäre die Gefahr groß gewesen, dass jemand etwas entdeckt, das über die normale Weiterentwicklung hinaus geht. Deshalb sind wir den radikaleren Weg gegangen, das Auto würde ich schon als Revolution bezeichnen.“
Charles Leclerc als Jäger
Eine Revolution an der Spitze der Formel 1, sozusagen den Sturz des amtierenden Königs aus den Niederlanden, hält Marko für unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. „Unser Ziel ist der vierte WM-Titel, das ist klar und das Paket stimmt. Max ist sogar noch besser geworden, falls das überhaupt noch geht.“ Dahinter sieht der Motorsportberater Ferrari und Charles Leclerc in der großen Rolle des Jägers, haben die Mannen aus Maranello wohl einen Schritt nach vorne gemacht. „Ferrari ist nähergekommen, im Qualifying sind sie vielleicht sogar ebenbürtig, das ist auch die Stärke von Leclerc, er ist vielleicht der beste Qualifier. Auf einer Strecke wie Monte Carlo wird es dann schwer, wenn du nicht ganz vorne stehst.“
Im Vorjahr war gegen die Bullen in der Formel 1 kein Kraut gewachsen. 21 von 22 Rennen gingen an den britisch-österreichischen Rennstall, Verstappen krönte sich mit zahlreichen Rekorden erneut zum Weltmeister und hält mittlerweile bei 54 Grand-Prix-Siegen in der Motorsport-Königsklasse. „Diese Souveränität aus dem Vorjahr erwarte ich mir heuer nicht, auch wenn der WM-Titel ganz klar erreichbar ist. Damit würde Max in Reihen vorstoßen, wo nur mehr ein Schumacher und Hamilton vor ihm sind und die haben für diese Bestmarken viel länger gebraucht.“