Er stand 18 Jahre lang ganz vorne an der Boxenmauer – war immer das Gesicht von Alpha Tauri (zuvor Toro Rosso). Die B-Mannschaft von Red Bull, die aus Minardi hervorging: Franz Tost, der sich in Abu Dhabi aus der Formel 1 verabschiedet, „auch wenn ich in der Firma in Faenza sicher noch bis zum 23. Dezember im Büro voll durcharbeiten werde“.
Der Abgang von Tost steht schon seit einigen Monaten fest, intern sogar noch länger. „Das habe ich schon vor zwei Jahren noch mit Didi Mateschitz besprochen, dass ich mit 70 nicht mehr an der Boxenmauer stehen will“, sagt er. Auch wenn er heute „erst“ 67 ist, sieht er jetzt den Zeitpunkt für eine „Machtübergabe“. Geschäftsführer wird der frühere FIA-Generalsekretär Peter Bayer, ein Vorarlberger, der die neue strategische Ausrichtung des Rennstalls bestimmt. Neuer Teamchef ist Laurent Mekies, der von Ferrari kommt und am 2. Januar 2024 offiziell anfangen darf.
Mit Tost endet eine Ära in der Red-Bull-Familie. Unter dem Tiroler gelangen zwei GP-Siege, beide in Monza. 2008 mit Sebastian Vettel, 2020 mit Pierre Gasly. Beste WM-Platzierung war der sechste Platz, der dreimal in den Jahren 2008, 2019 und 2021 erreicht wurde. Mit Sebastian Vettel und Max Verstappen wurden zwei Weltmeister und mit Daniel Ricciardo, Pierre Gasly und Carlos Sainz drei weitere GP-Sieger für das A-Team Red Bull herangezogen.
Besonderes Händchen
Dieses besondere Händchen für junge Talente war immer eine der Qualitäten von Franz Tost. Die richtige Mischung aus Nestwärme und Strenge, die Fähigkeit, auf die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Nachwuchspiloten einzugehen, ermöglichte es den Talenten, sich zu entfalten und ihren Weg zu machen. „Eigentlich braucht ein junger Fahrer in der heutigen Formel 1 drei Jahre, um sein Topleistungsniveau zu erreichen, so komplex wie alles geworden ist“, sagt Tost.
Wie es für ihn jetzt weitergeht, weiß er selbst noch nicht. „Ich werde über Weihnachten und Neujahr in Wien sein. Und dann werden wir sehen, wie die Schneelage ist.“ Vermutlich geht es also erst einmal auf die Piste, etwas, was er ja jahrelang vermisste, weil im Winter immer die Vorbereitung auf die neue Saison anstand. Ein schönes Abschiedsgeschenk könnte ihm das Team im heutigen Rennen noch machen, wenn man die sieben Punkte Rückstand auf Williams in der Konstrukteurs-WM aufholt. Startplatz sechs von Yuki Tsunoda macht jedenfalls Hoffnung.
Mehr zur Formel 1
Karin Sturm