Man stelle sich vor, die Langstrecken-WM müsste drei Jahre ohne Le Mans oder die Formel 1 ohne Spa-Francorchamps auskommen. Ein Desaster, das für die heimischen Motorsportfans in der jüngeren Vergangenheit Realität wurde. Denn mit dem Rechbergrennen verschwand 2019 der steirische Höhepunkt des Motorsports und hinterließ bei Fahrern und Fans eine große Lücke. Diese zu schließen, ist 2023 die Mission des neuen Organisationsteams rund um Mario Klammer, Peter Eibisberger und Christian Ferstl. Das Trio, selbst aktiv hinter dem Lenkrad, hauchte dem legendären Rennen neues Leben ein.
Die Wiedergeburt des Klassikers, seit 1972 fixer Bestandteil der österreichischen Bergmeisterschaft und 1982 auch Teil der EM, entsprang aber eher dem Zufall, wie Eibisberger erklärt. "Wir haben uns am Anfang einfach einmal zusammengesetzt und darüber gesprochen. Viele glückliche Umstände später stand dann das Organisationsteam und wir haben es durchgezogen. Egal ob Vereine, Grundbesitzer, Bürgermeister oder Bewohner, jeder ist froh, dass es wieder stattfindet", sagt der OK-Chef. Am "neuen" Rechberg wurde nicht nur an einer Stellschraube gedreht.
Der Auftritt wirkt verjüngt, das Rahmenprogramm mit Bands und großem Festzelt soll zusätzlich anlocken und mit dem Projekt "Net Zero 2025" soll bewiesen werden, dass sich Renntradition und Nachhaltigkeit nicht ausschließen. "In diesem Jahr geht es primär darum, Daten zu sammeln, um danach bewerten zu können, wie der CO2-Ausstoß an so einem Wochenende aussieht und welches Konzept wir daraufhin erstellen. Da geht es von der Anreise der Fans bis hin zum Verbrauch der Rennwägen", sagt Nachhaltigkeitsreferent Wener Faustmann.
Schon in diesem Jahr gibt es für Fans Shuttlebusse von Weiz und Frohnleiten, die eine Woche vor dem Rennen nahezu ausgebucht sind. Generell erhoffen sich die Veranstalter wieder einen Hexenkessel am Rechberg, wie so oft in der Vergangenheit gesehen. Während man das passende Wetter dafür nicht beeinflussen kann, hat das Team aber sportlich alles getan, um für Tausende Zuschauer zu sorgen. Rekordverdächtige 260 Nennungen aus 17 Nationen gibt es für den Bewerb – so viele wie noch nie. Die 4,44 Kilometer lange Strecke ist zwar um 450 Meter kürzer als das "Original", an Faszination hat sie aber nicht einen Millimeter eingebüßt – oder wie es die steirische Motorsportlegende Felix Pailer sagt: "Es ist einfach ein Höhepunkt und sehr speziell, wenn dich tausende Fans an der Strecke den Berg hinauftreiben. Das ist einzigartig."