Das Deutsche Tourenwagen Masters (DTM) hat mit den spektakulären Nachtrennen von Misano ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben. Umjubelter Held war ausgerechnet einer jener Gastfahrer, die die um Popularität kämpfende Rennserie aufpeppen sollen: Der beidseitig beinamputierte Alessandro Zanardi fuhr bei seinem späten DTM-Debüt auf die Plätze 13 und fünf.
Dass der Brite Paul di Resta seinem Landsmann Gary Paffett die Gesamtführung abluchste und der schwedische BMW-Rookie Joel Eriksson seinen ersten Karriere-Sieg in der DTM feierte, ging am Sonntagabend beinahe unter. "Das ist der beste Witz des Wochenendes", kommentierte Zanardi am Boxenfunk, nachdem er sensationell als Fünfter ins Ziel gekommen war.
"Das Leben ist etwas Wundervolles"
"Ich habe viele Gründe zu lächeln", erklärte der frühere Formel-1-Pilot. Denn Zanardi, der bei einem Unfall auf dem Lausitzring 2001 beide Beine verlor, war in seiner italienischen Heimat der umschwärmte Star des Wochenendes. "Das Leben ist etwas Wundervolles, man muss die Chancen ergreifen, die sich einem bieten", sagte der in den Motorsport Zurückgekehrte. Zwischenzeitlich hatte der Italiener viermal Paracycling-Gold bei den Paralympics gewonnen.
Der Regen sorgte am Sonntag für ein Chaos-Rennen. Zanardi kam in dem für ihn umgebauten BMW glänzend zurecht - und traf mit seinem Rennstall die richtige Renntaktik. Weil der anfangs nasse Asphalt recht schnell auftrocknete, wechselte der Großteil des Feldes auf Slicks - und wurde Minuten später von einem Wolkenbruch überrascht. Zanardi aber hatte auf einen frühen Stopp verzichtet und wurde dank des Reifenvorteils nach vorne gespült.
Ohne Beinprothesen
In seinem Spezial-Auto benötigte Zanardi anders als bei früheren Motorsport-Einsätzen seine Bein-Prothesen nicht. Bremsen konnte der Italiener mit der Hand. Dabei musste Zanardi BMW-Angaben zufolge jedes Mal bis zu 65 Kilo wegdrücken. "Ich habe viel gelernt", sagte er nach dem actionreichen Rennen mit vielen Überholmanövern und Ausfällen. "Für mein Debüt habe ich ein ziemlich kompliziertes Rennen gewählt."
Kompliziert verlief das Wochenende auch für die Österreicher Lucas Auer und Philipp Eng. Der Tiroler Auer schied zweimal aus, der Salzburger Eng musste sich mit den Rängen acht und 16 begnügen.