Mathematiker wären bei KTM wohl derzeit gesucht, gilt es doch eine unmögliche Rechenaufgabe für die kommende Saison zu lösen. Der österreichische Hersteller hat für 2024 fünf Fahrer unter Vertrag – aber nur vier Plätze zu vergeben. Denn im Rahmen des GP von Österreich in Spielberg wurde nun endgültig klar, dass es keine weiteren Startplätze für den Rennstall aus Mattighofen geben wird. Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta blieb trotz langer Verhandlungen in der KTM-Hospitality bei seiner Meinung. "Es gibt keine zusätzlichen MotoGP-Slots für ein neues Kundenteam. Die beiden Suzuki-Plätze bleiben für ein neues Werksteam reserviert. Wir fahren 2024 weiter mit 22 Stammpiloten."
Eine klare Absage an Pit Beirer, Stefan Pierer und Co., die mit einem weiteren Team all ihre Probleme gelöst hätten. Mit Brad Binder haben die KTM-Verantwortlichen in Spielberg den Vertrag vorzeitig bis 2026 verlängert, sein Teamkollege Jack Miller fährt sein erstes Jahr im KTM-Werksteam und soll dieses so schnell auch nicht mehr verlassen. Viel komplizierter ist die Angelegenheit bei GasGas (zuvor Tech3), das Zweitteam der Österreicher. Denn Moto2-Superstar Pedro Acosta hat für 2024 bereits einen Fixplatz im Team, das derzeitige Duo Pol Espargaro und Augusto Fernandez trotz Vertrages nicht. "Wir haben dieses Jahr noch viele Grands Prix vor uns. Man sieht ja, wie viele Verletzungen dauernd passieren. Das nächste Thema: Es wird wie üblich ein sportliches Ausscheidungsrennen geben. Wir werden eine Lösung finden", gibt sich Pierer gegenüber "Speedweek" pragmatisch.
Die Lösung heißt wohl Ersatzfahrer, ein Wort, das bei keinem MotoGP-Ass im Fahrerlager Euphorie auslöst. Genau daran wollen die KTM-Verantwortlichen aber arbeiten und haben diesbezüglich auch schon Zugeständnisse der Dorna bekommen. "Wir haben mit ihnen vereinbart, dass der Stellenwert der Test- und Ersatzfahrer aufgewertet wird und dadurch hochwertigere Fahrer für diese Aufgabe verpflichtet werden können", erklärt Pierer und könnte seine Probleme damit als gelöst sehen. Konkret soll es nächstes Jahr für jeden Hersteller sechs statt drei Wildcards geben. Zusätzlich steigt die Wahrscheinlichkeit für Einsätze der Ersatzfahrer, alleine schon wegen der Sprints am Samstag und der erhöhten Unfallquote. Dadurch könnte man die Rolle des Ersatzfahrers Espargaro wie auch Fernandes schmackhafter machen – vielleicht auch nur für eine Saison. "Denn wer weiß, wie viele MotoGP-Motorräder wir 2025 am Start haben", meint Pierer.