Was Max Verstappen für die Formel 1 am Red Bull Ring ist, übernimmt in der MotoGP KTM. Egal wohin die Blicke in Spielberg wandern, die Farbe Orange dominiert. "Es ist der Wahnsinn und einfach fantastisch. Die Atmosphäre hier zählt sicher zu den besten im ganzen Kalender", sagt Heimkehrer Jack Miller, für den es der erste GP von Österreich als KTM-Werksfahrer ist. Der 28-Jährige fuhr 2014 in der Moto3 bereits für die Österreicher und kehrte nun nach Jahren bei Honda und Ducati zurück zur "Familie", wie er sagt. "Dieses Team bedeutet mir einfach so viel. Mein erstes Bike als Kind war eine KTM, ich habe mir auch danach immer welche gekauft." Mit seiner offenen Art begeistert Miller die Fans genauso wie Teamkollege Brad Binder, der am Rennwochenende fleißig an seiner Unterschrift übt. Was das bisher verrückteste Autogramm war? "Ihr wisst, dass ich euch nicht sagen kann, wo ich es hingeschrieben habe", scherzt der Südafrikaner.
Ob die Stimmung beim KTM-Duo im Laufe des Wochenendes weiterhin so gut bleibt, hängt vor allem davon ab, ob man die hohen Erwartungen an sich selbst erfüllen kann. Trotz einzigartiger Fahrkünste war Binders Heimsieg von 2021 auch zu einem großen Teil der Regenlotterie geschuldet. Mittlerweile ist die Ausgangssituation eine andere, KTM ist nahezu auf jeder Strecke und Wetterlage im absoluten Spitzenfeld und bestätigt die guten Leistungen im Gegensatz zu den Jahren davor von Woche zu Woche. Hinter Ducati liegt KTM auf Platz zwei der Herstellerwertung, Binder ist in der Fahrer-WM auf Platz vier der beste Fahrer, der nicht auf der italienischen Rakete aus Bologna sitzt.
Bald auf Platz eins?
Wie viel sich im vergangenen Jahr verändert hat, zeigt ein Blick auf die Rundenzeiten. Binder schaffte am Freitag den direkten Sprung in Q2 und verbesserte seine Zeit gegenüber 2022 um eine ganze Sekunde. "Wir sind richtig stark. Das Bike, das Team, es passt einfach." Der Unterschied zu den Vorjahren? Mittlerweile gelingt es, diese Leistungen zu konservieren und sich Stück für Stück an die Spitze heranzuarbeiten – was auch der Konkurrenz nicht verborgen bleibt. Erst diese Woche adelte Sechsfach-Champion Marc Marquez das Team aus Mattighofen. "Als sie angefangen haben, waren sie ganz weit hinten. Jetzt sind sie Hersteller Nummer zwei und werden schneller als erwartet auf Platz eins sein."
Bis es so weit ist, dürfen die Österreicher aber keinen Millimeter nachlassen, ist doch Ducati das Maß aller Dinge und auch im eigenen Haus gibt es noch Aufholbedarf. Denn so stark die Zeit von Binder in den Trainings war, so bitter verlief dieses für Teamkollege Miller. Während Ducati-Fahrer Marco Bezzecchi im entscheidenden zweiten Training mit 1:28,533 die Bestzeit in den Asphalt brannte, muss sich Miller im heutigen Q1 für das finale Qualifying qualifizieren. "Ich bin frustriert, dass ich nicht alles zeigen konnte, und werde mich steigern, um die Fans zu begeistern", versichert der Australier.