Bei der Saisonabschlussfeier von Porsche wurden Sie mit Standing Ovations verabschiedet. Sie ziehen sich vom Geschäft zurück. Mit einer Träne im Auge?
FRIEDRICH ENZINGER: Natürlich. Ich bin mit Leidenschaft dem Motorsport verbunden. Daran hat sich in den elf Jahren bei Porsche nichts geändert. Ich bin dem gesamten VW-Konzern und auch früher BMW sehr dankbar, dass ich mein Hobby zum Beruf machen habe können. Der Job hat mich nie belastet. Das Schönste war, für ein gesamtes Auto wie im Le-Mans-Projekt verantwortlich zu sein. Und am Ende Porsche-Vorstand Oliver Blume endgültig den Le-Mans-Pokal ins Museum stellen zu können. Dazu musst du Le Mans dreimal in Folge mit der gleichen Mannschaft gewinnen.
Das hat Audi nie geschafft, nur zuletzt Toyota als zweites Team.
Aber es hat für Sie als Motorsport-Konzernchef ja viele Bereiche gegeben, oder?
Natürlich. Das Konzerndenken im Sport ist unglaublich spannend. Da redest du einen Tag mit Lamborghini über die GT3, dann wieder über die Rallyeszene mit Skoda. Ducati gehört dazu. Und am Ende natürlich mit Porsche und Audi parallel, als es um den Formel-1-Einstieg ging.
Wo es für Sie als Porsche-Mann kein glückliches Ende gab.
Leider. Das war zum Schluss eine große Enttäuschung, dass es mit Red Bull nicht funktioniert hat. Anders wäre ich vielleicht noch ein paar Jahre geblieben. Wir sind aber niemandem böse. Wir reden nicht mehr darüber. So ist es nun einmal.
Das heißt, die Formel 1 ist für Porsche vorerst einmal ad acta gelegt?
Im Grunde ja. Es war nicht nur für mich persönlich, sondern für viele im Hause Porsche eine große Enttäuschung, die völlig überraschend kam. Wir haben derart zielstrebig auf die Zusammenarbeit mit Red Bull hingearbeitet. Derzeit sieht es so aus, dass Porsche keinen neuen Formel-1-Partner sucht, es wird nicht mehr aktiv in Richtung Formel 1 gearbeitet. Einerseits schade, weil die Formel 1 in eine scheinbar rosige Zukunft geht, andererseits gibt es so viele aufregende Projekte in Zukunft.
Wie die neue Sportwagen-Langstreckenserie mit den Hypercars?
Ganz genau. Auch da waren wir, und auch meine Person, ganz stark an der Reglementbildung beteiligt. Wir haben stets versucht, die WEC und die amerikanische IMSA-Serie unter einen Hut zu bringen. Das ist uns gelungen. Jetzt kann man mit dem gleichen Auto in Daytona, in Sebring, aber auch in Spa oder in Le Mans gewinnen. Und mit der Teilnahme von Porsche sind gleich sechs, sieben Hersteller dazugekommen. Für mich selbst überraschend BMW und Ferrari. Im Jänner werden die 24 Stunden von Dayton gefahren. Wir sind schon gespannt auf das erste Aufeinandertreffen.
Da könnten auch einige Österreicher als Fahrer eingesetzt werden, die sich auf der Langstrecke schon einen Namen gemacht haben.
Richtig. Philip Eng hat schon einen Vertrag mit BMW, Thomas Preining ist bei Porsche vorerst noch in der DTM engagiert. Dann gäbe es auch Ferdinand Habsburg. Ich denke, alle werden die eine oder andere Chance bekommen.
Und wie wird die Zukunft von Fritz Enzinger aussehen?
Da wird viel Privates nachgeholt. Mit der Tochter und vor allem mit den Enkelkindern. Meine Standorte werden aber München und Oberwölz bleiben.