Spät bremsen, gut in die Kurve legen und früh Gas geben, wenn du das einmal überrissen hast, geht alles ganz einfach", erklärt Lena Kemmer die komplexe Welt des Motorradsports scherzend in einem Satz. Ganz so einfach ist es aber doch nicht, musste die Steirerin vergangenes Jahr in ihrer ersten Saison im Austrian Junior Cup erfahren. Das Premierenjahr in der Motorrad-Nachwuchsserie verlief teilweise noch etwas holprig, umso größer ist die Freude über die diesjährigen Erfolge. Die einzige Frau im Cup liegt derzeit auf Platz vier in der Gesamtwertung und repräsentiert Österreich somit am besten. Vor ihr liegen mit dem Führenden Kimi-Nikita Gundermann (SUI) und seinen deutschen Verfolgern Korbinian Brandl und Phil Urlaß Nachwuchstalente aus den rot-weiß-roten Nachbarländern. Theoretisch ist für Kemmer vor dem Finale sogar noch der Gesamtsieg möglich. "Ich kann in diesem Jahr mit der Spitzengruppe mithalten, was vorige Saison überhaupt nicht möglich war."

Die Krönung der diesjährigen Leistungssteigerung gelang just bei ihrem Heimwochenende am Red Bull Ring Mitte August, als sie im dritten Rennen mit Platz drei zu ihrem ersten Podium raste und sich so einen Lebenstraum erfüllte. "Ich bin von Startplatz zwei gestartet, war bis zum Schluss in einer Sechsergruppe und konnte in der vorletzten Kurve noch drei überholen. Das war einfach ein geiles Rennen", schwelgt die Tochter von Ex-Motorrad-Profi Herbert Kemmer in Erinnerungen. Diesen Premierenerfolg dann auch noch zu Hause zu feiern, sei die Draufgabe gewesen. "Meine Familie und Freunde waren da und haben sich gefreut, auch meine Mitstreiter sind danach zu mir gekommen und haben gratuliert."

Denn dass sie das einzige Mädchen im Bewerb ist, sei von Anfang an "überhaupt kein Problem" gewesen. "Auf der Strecke hast du ohnehin keine Freunde, da ist egal, gegen wen du fährst." Auch wenn es zu Beginn schon einige fragende Blicke gab, hätte es nie Probleme oder blöde Bemerkungen gegeben. Am Wochenende hat Kemmer die nächste und letzte Chance auf Podestplätze im Austrian Junior Cup. Nach Trainings und Qualifyings stehen am Sonntag zum Finale am Red Bull Ring zwei Rennen auf dem Programm (16.40 und 17.15 Uhr), davor geht es bei den ganz jungen Talenten in der MiniGP-Serie um den Sieg (14.15 und 15.45 Uhr) – inklusive zweier Mädchen. "Das macht mich schon ein bisschen stolz, dass schön langsam Mädchen nachkommen. Oft trauen sie sich aber noch nicht drüber, da du fast das Dreifache trainieren musst, um auf ein gleiches Niveau zu kommen", erklärt Kemmer, deren nächster Meilenstein mit einem Sichtungstraining im Red Bull Rookies Cup vor der Tür steht.