Zum Verzweifeln sei die Situation, erklärte Fabio Quartararo nach dem Qualifying in Spielberg. Mit einem Blick auf die Startaufstellung für das heutige Rennen lässt sich die Verzweiflung erklären. Ducati ist am Red Bull Ring nicht zu schlagen, muss sich der Yamaha-Fahrer eingestehen. "Ich weiß nicht, ob es das härteste Rennen gegen sie wird – das ist in fast jedem Rennen so", erklärte Quartararo, der mit Startplatz fünf noch gut bedient war. Ein wahres Debakel erlebte hingegen KTM. Miguel Oliveira (17.) schaffte es nicht in Q2, Brad Binder kam in diesem nicht über Platz zwölf hinaus. "Ich habe mein Bestes gegeben, mehr geht nicht. Es ist, wie es ist", meinte der enttäuschte Südafrikaner.

Perfekt läuft es am Red Bull Ring hingegen für Ducati –wieder einmal. Den Platz an der Sonne, die sich am Samstag weitestgehend hinter dunklen Wolken versteckte, haben die Italiener in Spielberg fix gebucht. Nicht weniger als sechs der ersten zehn Bikes in der Startaufstellung stellt der Hersteller aus Bologna. Auf der Pole Position steht dennoch ein Überraschungsmann. Enea Bastianini fuhr erstmals in seiner MotoGP-Karriere auf Startplatz eins.

Dass der Gresini-Pilot alle Voraussetzungen für einen Siegfahrer mitbringt, zeigen nicht nur seine drei Saisonsiege und Platz vier in der aktuellen Weltmeisterschaft. Das Qualifying zählte bisher aber nicht zu seinen Stärken. "Endlich habe ich mir wieder eine Pole Position geholt, die letzte ist lange her. Das macht mich überglücklich", erklärte der 24-Jährige. Seine Herstellerkollegen würde er gerne weiter hinten sehen: "Mir sind das fast zu viele Ducatis vorne, das könnte eng werden", scherzte Bastianini, um klarzustellen: "Es ist das Schönste für mich, mit ihnen um den Sieg zu kämpfen."

Mit "ihnen" ist unter anderem Francesco Bagnaia gemeint. Nach einem Crash im letzten Training überschüttete er sein Team mit Lob. "Ein großes Danke an die Jungs, die mein Bike hinbekommen haben. Es war ein hartes Qualifying mit einem super Ergebnis." Trotz vieler Parallelen zwischen dem 25-jährigen Bagnaia und seinem ein Jahr jüngeren Ducati-Kollegen, unterscheidet sich ihr Weg in die Königsklasse gänzlich.

Während Bagnaia die VR46-Akademie von Valentino Rossi durchlief und den "Dottore" als großes Idol sieht ("Er half mir, cleverer zu sein und zu verstehen, worauf es ankam."), stieg Bastianini direkt in die Moto3 ein. Rossi ist für ihn dennoch überlebensgroß. "Der Rücktritt von Valentino hat in Italien eine große Lücke hinterlassen", sagte der Polesetter vor Wochen – sieht sich aber nicht als Füller dieser Lücke: "Was er erreicht hat, ist einzigartig und kann nicht wiederholt werden. Aber ich möchte der italienische Fahrer sein, der die Referenz ist." Mit einem Sieg in Spielberg würde er seinen Teil dazu beitragen und im WM-Kampf ein kräftiges Wort mitreden. Dafür muss Ducati aber jene PS, die man mit Sicherheit unter dem Sitz hat, regelmäßig auf den Asphalt bringen.