Das schöne Orange ist einmal weg, es macht einem satten Rot Platz. Denn KTM holt den spanischen Enduro-Spezialisten GasGas, seit 2020 zu 100 Prozent im Besitz von KTM, in die MotoGP. Das Bike wird vom Satellitenteam Tech3 eingesetzt, viel Unterschied zur Werks-KTM wird 2023 jedoch nicht feststellbar sein, es ist baugleich mit der RC16. Neu aufgestellt sind auch die Fahrerpaarungen. Für KTM Red Bull Factory Racing fahren Brad Binder und Jack Miller, für Tech3 Heimkehrer Pol Espargaro und vermutlich Remy Gardner.

Hier ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Laut Sportchef Pit Beirer wolle man noch einmal mit Miguel Oliveira reden, eventuell das bereits gemachte Offert noch einmal nachbessern, um den Portugiesen in der Familie zu halten. Diese Ankündigung von Beirer überraschte selbst Oliveira. Mit den Piloten ist KTM in jedem Fall gut aufgestellt.
Welche Stärken haben sie?

Brad Binder: Der Auserwählte für die ganz großen Taten

Er ist der ehemalige Jungstar, den KTM aus dem Rookies Cup geholt hat. Mit Binder haben die Mattighofener einen Südafrikaner in die MotoGP gelotst. Ein Vorhaben, an das vor Jahren noch niemand geglaubt hat. Binder ist lückenlos die Leiter bis in die höchste Spielklasse hinauf geklettert, hat vor allem im Rennen unglaubliches Potenzial und Qualitäten. Kompromisslos im Überholen, konstant und zumeist fehlerfrei – dem 27-Jährigen fehlt nur noch der letzte Feinschliff, vor allem im Qualifying. Die Fähigkeiten zu Top-5-Platzierungen in Trainings hat er, er muss sie nur mit dem Team und dem Bike umsetzen.

Jack Miller: Der Siegfahrer als perfekter "Wing Man"

KTM setzt seit dem Einstieg in die MotoGP nicht auf einen einzigen Superstar, wie es ein Marc Marquez bei Honda ist, oder ein Fabio Quartararo bei Yamaha. Deshalb braucht man im Team einen Fahrer, der für das Setup gut ist, gute Laune verbreitet, mit guter Stimmung motiviert. Da passt Jack Miller perfekt zu KTM. Er gibt immer Vollgas. Es gibt manchmal Bedingungen, bei denen Miller nahezu unschlagbar ist. An der Seite von Binder, den man vielleicht als Superstar aufbauen will, ist der Australier perfekt. Ein „Wing Man“, den man braucht, der Know-how von Ducati mitbringt. Und gewinnen darf er sowieso.

Pol Espargaro: Der Heimkehrer

Pol Espargaró ist nach zwei Jahren bei Honda wieder in Mattighofen gelandet. Für KTM fuhr er schon von 2017 bis 2020. Und auch wenn die zweite Mannschaft (Tech3) auf GasGas setzt, so ist es im Prinzip das zweite Werksteam. Und dafür ist der Spanier ein guter Mann. Er kennt das Team, der „Ausflug“ zu Honda konnte seine Erwartungen kaum erfüllen. Seinen Traum, mit KTM, um den WM-Titel fahren zu können, will er nun im zweiten Anlauf umsetzen. Die Chance darauf hat er. Weil es ist die DNA von KTM, auch das zweite Team mit identem Material auszustatten.

Remy Gardner: Der Treue

Der vierte Platz bei KTM ist noch nicht offiziell vergeben. Der Australier Remy Gardner hat aber gute Karten. Er gewann mit Red Bull KTM Ajo 2021 die Moto2-Weltmeisterschaft, fährt in diesem Jahr bei Tech3 in der MotoGP. Gardner muss sich noch etablieren, hat aber alle Chancen dazu. Er muss den letzten Schritt machen, was in Anbetracht der hohen Dichte in der MotoGP kein leichtes Unterfangen ist. Gardner glaubt auch an die Truppe, für die er fährt. Sicher ein Vorteil. Und auch ein Grund, warum KTM weiter an ihm festhält. Den Beweis dazu wird er aber noch antreten müssen.

Miguel Oliveira: Der Unentschlossene

Es schien, dass die Tage von Miguel Oliveira bei KTM gezählt sind. Ein Angebot, im zweiten Team einen Platz zu bekommen, war nicht nach dem Geschmack des Portugiesen. Ob ein neues Angebot, die Aussicht, nun im GasGas-Werksteam fahren zu können, seine Meinung ändert, bleibt abzuwarten. „Ich kann derzeit keine Antwort auf diese Frage geben“, erklärte er kurz angebunden. Im Falle eines Abschieds wird Oliveira mit WithU-RNF in Verbindung gebracht. Das Yamaha-Satelliten-Team wechselt 2023 zu Aprilia.