Einigkeit herrscht im Motorsport generell selten, angesprochen auf die neue Schikane am Red Bull Ring zeigten sich die Fahrer nach den ersten Trainingseinheiten der MotoGP aber doch überraschend zwiegespalten. Die Meinungen über die schnelle Rechts-links-Kombination gingen weit auseinander. Nach dem Horrorunfall im Jahr 2020, als Maverick Viñales und Valentino Rossi nur knapp einer Tragödie entgingen, als herumfliegende Motorräder an ihnen vorbeiflogen, war ein Umbau nahezu unumgänglich. Gegen Jahresende 2021 rollten dann die Bagger am Ring an. Am Freitag gab es in den ersten Zeittrainings die "Feuertaufe" für die neue Schikane.
Ducati scheint es nun noch besser in Spielberg zu gefallen, fuhren doch Jack Miller im ersten Training und Pramac-Pilot Johann Zarco in der zweiten Session die besten Zeiten. Letzterer will sich deshalb nicht beschweren. "Wir haben mit der Schikane einen Vorteil, können unsere Beschleunigung besser ausspielen", erklärte der Franzose und schlug somit ähnliche Töne an wie sein Teamkollege Martin, der im Vorjahr das erste Rennen in Österreich gewann. "Ich war der Schnellste in diesem Sektor, also gefällt mir die Schikane gut."
Ob es durch die Schikane aber sicherer am Ring werde, traut sich Martin nicht zu sagen: "Vielleicht sind Stürze nicht mehr so heftig, dafür ist die Wahrscheinlichkeit für einen Crash höher." Für Miller, Schnellster im ersten Training, ist es nun hingegen "viel sicherer": "Es ist eine gute Adaption. Als Fahrer musst du viel arbeiten, kannst in Kurve drei aber besser überholen und es macht alles noch interessanter", fügte der künftige KTM-Fahrer an.
Auch bei den Mattighofenern freundeten sich die Fahrer schnell mit der neuen Schikane an. Brad Binder sprach von einer "coolen Schikane". Sein Teamkollege Miguel Oliveira hielt fest, dass es "von außen vielleicht langsam und langweilig aussieht, auf der Strecke aber richtig Spaß macht".
Kaum Spaß mit der neuen Schikane hatte Takaaki Nakagami, wie der Idemitsu-Honda-Fahrer schilderte: "Ehrlich gesagt, fand ich das alte Layout viel besser. Da hast du den Speed gefühlt. Ich hasse diese engen Kurven. Zumindest hast du eine bessere Chance zu überholen", erklärte der Japaner. Auch die Kurvenbezeichnungen "2a" und "2b" fanden keinen Gefallen. Weltmeister Fabio Quartararo meinte zwar: "Ich bevorzuge das alte Layout", outete sich aber dennoch als Pragmatiker: "Wir sind vor allem in diesem Sektor besser als zuvor, deshalb muss ich es fast mögen – weil wir uns leichter tun."