In MotoGP, Formel 1 und Co. geht es auch in dieser Saison wieder Rad an Rad, Mann gegen Mann - ein Umstand, der im Austrian Junior Cup ganz anders aussieht. Zwar können die Duelle auf den hochmotorisierten Bikes locker mit denen der ganz Großen mithalten, ausschließlich Mann gegen Mann gehört in der Nachwuchsserie aber schon länger der Vergangenheit an. Denn mit Lena Kemmer mischt eine Steirerin das zweite Jahr in Folge ganz vorne im Titelkampf mit. "Für mich ist das eine große Chance, das kann mit dieser Unterstützung von KTM ein echtes Sprungbrett sein. Ich will unbedingt unter die ersten fünf der Gesamtwertung, das ist mein Ziel", erklärt die selbstbewusste Pilotin.
Die Vorzeichen dafür stehen auch ausgezeichnet, die letzten beiden Rennen der Vorsaison beendete sie als Vierte, nun soll der erste Stockerlplatz folgen. "Als einzige Frau hat es mich schon damals gewundert, dass mich alle Fahrer von Anfang an voll akzeptiert haben, auf der Rennstrecke spielt das keine Rolle", sagt die 17-Jährige, um doch hinzuzufügen: "Ich merke aber schon, dass es an den Egos der Jungs kratzt, wenn ich im Rennen besser war. Dann probieren sie noch mehr zu pushen." In dieser Saison bekommt der Austrian Junior Cup sogar eine Aufwertung, sechs Rennwochenenden mit jeweils zwei Bewerben stehen auf dem Programm. Darunter auch namhafte Austragungsorte wie Spielberg oder Rijeka. "Da kommt man schon herum und bei drei Rennen starten wir sogar gemeinsam mit der IDM (Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft), inklusive Livestream. Das ist schon anders, als in Zettling auf der Kartbahn oder im Fahrsicherheitszentrum zu fahren."
Genau auf der Kartbahn in Zettling absolviert die angehende Mechanikerin, die gerade ihre Lehre mit Matura macht, seit Jahren ihre Trainingseinheiten - unter strenger Aufsicht von Papa und Ex-Motorrad-Profi Herbert Kemmer. "Ich kenne es einfach nicht anders. Mit fünf oder sechs Jahren habe ich mein erstes Motocross-Bike bekommen, da bin ich dann im Fahrerlager vom Papa oder beim Opa am Acker herumgefahren", erinnert sie sich an die Anfänge ihrer Karriere. Mittlerweile ist Kemmer auf die RC 390 von KTM umgestiegen, testet laufend und versucht das Motorrad größtmöglich weiterzuentwickeln. Dabei hilft auch ihre Ausbildung zur Mechanikerin. "Zwar macht mein Papa alles, es ist trotzdem unheimlich nützlich, wenn du alle Abläufe dahinter verstehst. Dafür ist die Terminplanung mit der Berufsschule nicht immer ganz einfach", scherzt die Motorsporthoffnung.
Den engen Terminplan nimmt sie aber gerne in Kauf, ist es doch "immer aufs Neue" ein unbeschreibliches Gefühl, mit dem Bike auf der Strecke die Bestzeit zu jagen. Als junge Piloten im Austrian Junior Cup ist sie auch für viele ein Vorbild. "Frauen sind im Motorsport noch klar in der Unterzahl, es gibt auch einige, die mich anschreiben, und sagen, dass sie sich nicht drüber trauen. Im Endeffekt darf es aber keinen Unterschied machen, wer auf einem Bike sitzt, Hauptsache es macht Spaß." Den wird es ihr auch in Zukunft machen, davon ist sie überzeugt. Wo die Reise auf dem Motorrad am Ende hingeht, ist noch völlig offen, ein großes Ziel steht aber bereits: "Ich möchte einmal im Team meines Papas an der Langstrecken-WM teilnehmen, das wäre ein Traum."