Das Drama begann in Österreich. In Form eines Auswahlverfahrens. 18 Rennfahrerinnen sollten aus 54 Bewerberinnen, darunter Hollywood-Stuntpilotinnen, Klempner, eine Bankiersfrau und zwei Mütter. In Spielberg begann die Reise für die 18 Auserwählten, die 2019 zur Meisterschaft antraten. Zu einer Formel-Rennserie ausschließlich für Frauen. Der Hintergedanke war, einer Frau am Ende die Türen zu einem Formel-1-Cockpit zu öffnen.
Jamie Chadwick holte sich den ersten Titel, die W-Series boten sich 2020 der DTM an, wegen der Corona-Pandemie wurde die gesamte Saison gestrichen. Und heuer erfolgt - wieder auf dem Red-Bull-Ring - ein Neustart. Im Rahmenprogramm von acht Formel-1-Rennen soll die W-Series so richtig Fahrt aufnehmen. Das Warm-up erfolgte für 20 Pilotinnen bei einer Testwoche in Wales, gefahren wird mit Tatuus-Formel-3-Rennwagen mit einem Vierzylinder-Turbomotor und 270 PS. Alles ist gleich, sogar die maßgeschneiderten Rennanzüge sind ident. Am Ende müssen die Damen nur gewinnen, denn sie können sogar Punkte für die Superlizenz, die Fahrberechtigung für die Formel 1, sammeln.
Die Formel 1 ist nun eine der wenigen Sportarten, bei der es nie eine Geschlechtertrennung gab, bei der Männer wie Frauen antreten können. Warum bisher keine schnelle Dame den Durchbruch geschafft hat, weiß niemand so richtig zu erklären. Es gab tatsächlich nur ganz wenige. Die letzte Frau, die bei einem Grand Prix gestartet war, war Lella Lombardi. Und das ist schon 45 Jahre her. Susie Wolff fuhr Tests für Williams (2015), Giovanna Amati (1992) konnte sich nie qualifizieren.
Nun wird erneut Anlauf genommen. Formel-1-Sportchef Ross Brawn gibt offen zu, „dass es ein richtiger Zeitpunkt ist, jedem Athleten die Chance zu geben, in unserem Sport bis ganz nach oben zu kommen. Und das unterstützt die Formel 1.“ Die Nähe zu Formel 1 soll schon helfen, Karriere zu machen.
Die W Series muss sich bei allem positiven Engagement und der hehren Zielsetzung auch Kritik gefallen lassen, besonders auch von Frauen. Die gerade die Trennung eher als Hindernis sehen. Schließlich müsse sich eine Frau am Ende doch wieder gegen Männer durchsetzen. So wie es in den 80er-Jahren fast Michelle Mouton in der Rallye-WM geglückt wäre, sie nur gegen einen Walter Röhrl die WM verloren hat. So meint auch DTM-Pilotin Sophia Flörsch, „dass die Trennung keine Förderung sei.“ Und Formel-E-Fahrerin Simona de Silvestro ist überzeugt, dass das Preisgeld in Form eines Juniorinnen-Förderprogramms besser aufgehoben sei.
Dem widerspricht Catherine Bond Muir, CEO der W-Series. „Unsere Serie ist eine globale Bewegung. Wir wollen vor allem die Begeisterung bei Mädchen und Frauen für den Motorsport fördern“. Womit die Chefin recht hat. Denn die Zahl der weiblichen Nachwuchsfahrerinnen ist zuletzt gesunken.