Mit 42 gilt man im Sport eindeutig als Routinier. An sich wäre das die Bezeichnung eines erfolgreichen Typen, für den es an der Zeit wäre, sich aufs Altenteil zurückzuziehen. Man kennt sich zwar gut aus, weiß über alle Tricks Bescheid, ist mit Erfahrung gesegnet. Aber eben nicht mehr kraftvoll genug, nicht mehr heldenhaft genug. Zum Siegen reicht es jedenfalls nicht mehr.
Seit dem Grand Prix von Assen 2017 hat Valentino Rossi in der MotoGP nicht mehr gewonnen. Nach insgesamt 414 Starts, 115 Siegen und neun Weltmeistertiteln (sechs in der MotoGP). Aber mit 42 Jahren hängt er noch eine Saison an, nahm es sogar in Kauf, nicht mehr im Yamaha-Werksteam, sondern "nur noch" im Satelliten-Team Petronas zu fahren. Nach zwei Jahrzehnten als reiner Werkspilot, nach 26 Jahren im Rennsport, man könnte hier schon von "Lebenswerk" sprechen.
"Das Neue", sagt er, "ist meine Motivation." Wobei: Genau genommen ändert sich nur die Farbe des Motorrades und jene der Teamkleidung. Technisch steht das Team Petronas dem Werksteam um nichts nach, heißt es. Und dennoch: Am ersten Testtag in Katar fehlten dem "Dottore" rund neun Zehntel auf Aleix Espargaro, dem überraschend Schnellsten. Weil die Aprilia nicht unbedingt als Top-Waffe der Motorrad-Königsklasse gilt.
Gegen Ende der Testfahrten konnte sich Rossi aber gewaltig steigern und blickt mit Zuversicht dem ersten Rennen entgegen. Man habe eine perfekte Abstimmung der Yamaha gefunden, dazu wurden auch neue Teile verwendet. Am Ende schaute eine 1:53,9 heraus. Damit sehe er Licht am Ende des Tunnels, wird Rossi auf MotoGP.com zitiert.
Sein bestes Resultat im Vorjahr war der dritte Platz beim Rennen in Andalusien. Und: Nur zum Zeitvertreib fährt Rossi sicher nicht noch ein Jahr. Es ist so eine Art Hofübergabe. Sein Schützling Franco Morbidelli ist sein Teamkollege. Und im MotoGP-Feld trifft Rossi auch auf seinen Halbbruder Luca Marini im Ducati-Kundenteam vom VR46 Avintia Racing. Es kann noch ein schönes Abschiedsjahr für "Vale" werden.