Zehn von 14 Rennen zum deutschen Porsche-Carrera-Cup haben Sie heuer gewonnen, den Meistertitel im Alleingang geholt. Im internationalen Supercup fahren Sie auch noch um den Titel mit, da fällt die Entscheidung beim Formel-1-Grand-Prix von Mexiko. Sie sind quasi der Aufsteiger des Jahres im Sportwagenbereich. Können Sie einmal Ihre Stärken definieren?

THOMAS PREINING: Zum einen habe ich in meinem Team bei Walter Lechner einen sehr erfahrenen Teamkollegen gehabt. Michael Ammermüller hat mir sehr geholfen. Am Anfang war es noch nicht so einfach. Aber ich bin sehr schnell auf die Erfolgsschiene gekommen. Und wenn’s einmal läuft, dann fällt einem der Rennsport immer leichter.

Dazu kommen noch Deine ganz besonderen Stärken. Die da wären . . . ?

PREINING: Nun, ich denke, ich bin im Qualifying nicht so schlecht. Ich bringe meistens eine ganz schnelle Runde auf Abruf zusammen, kann eine Runde oft wirklich perfekt hinkriegen. Ich bring das immer auf den Punkt. Auch wenn das Auto einmal nicht so gut ist, die Strecke nicht so passt. Im Zweikampf bin ich auch nicht so schlecht. Aber freilich muss ich noch sehr an mir arbeiten. Mein technisches Verständnis könnte noch besser sein, die Fehlerquote verringern.

Wenn man zehn Rennen gewinnt, im Supercup die letzte drei. Dann fragt man sich: wo macht Thomas Preining überhaupt noch Fehler.

PREINING: Da muss ich aber lachen. Fehler macht man überall, die können immer passieren. Noch dazu bin ich Perfektionist, will immer, dass jede Runde perfekt ist, jede Kurve. Dazu kann ich nur sagen: Wenn ein Rennen 20 Runden hat, dann sind 19 Runden nicht perfekt. Ich kann immer etwas finden. Da muss ich ständig an mir arbeiten. Ich investiere viel Zeit in Analysen. Aber ich kann zumindest sagen, dass die verbesserungswürdigen Schritte immer kleiner werden.

Die letzten Runden in Spielberg:

Wo finden Sie diese Schritte?

PREINING: Ich denke, im Reifenmanagement kann man sehr viel gut oder schlecht machen. Wie man mit den Reifen im Rennen umgeht. Es sind wirklich Kleinigkeiten. Da kann man immer besser werden.

Sie sind im Porsche-Juniorprogramm. Da ist die weitere Karriereplanung etwas einfacher. Gibt es schon konkrete Pläne für 2019?

PREINING: Ich darf schon einmal für Porsche, mit dem 911 RSR des Gulf Racing-Teams in der GTE-Am-Klasse, die beiden WEC-Läufe in Fuji am kommenden Wochenende und Schanghai fahren. Dazwischen liegt noch das Carrera-Supercup-Finale in Mexiko. Danach ist die Saison für mich einmal vorbei. Und erst dann werde ich mir Gedanken über meine Zukunft machen. Dazu brauche ich einen freien Kopf.

911 RSR? Wo liegt der Unterschied zwischen dem WEC-Auto und einem Cup-Porsche?

PREINING: Der RSR hat einmal mehr Leistung, so um die 510 PS, er verfügt über erheblich mehr downforce, er hat andere, größere Reifen. Da sind die Kurvengeschwindigkeiten schon einmal viel höher. Der RSR hat einen Mittelmotor, das Getriebe liegt aber hinter der Hinterachse. Das ist schon eine technische Meisterleistung von Porsche. Rundum: der RSR ist ein ganz anderes Auto.

Da beginnt man schon zu begreifen, wie Sie von diesem Auto schwärmen. Aber gibt es irgendeine Tendenz, eine Neigung, wo Sie im Motorsport hinwollen? Viele denken ja nur an einer Karriere im Formel-Rennsport.

PREINING: Ehrlich gesagt, darüber mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Ich versuche jetzt, den bestmöglichen Job zu machen. Zur Zeit bin ich im GT-Sport. Da wäre es freilich schon ein Ziel, die großen Rennen wie Le Mans oder die 24 Stunden auf dem Nürburgring zu gewinnen.

Ihr Vater, Andreas Preining, ist ja in der Motorrad-WM gefahren. Der Zweiradrennsport hat Sie nie interessiert?

PREINING: Nein, eigentlich nicht. Im Nachhinein, wenn man sieht wie viel Begeisterung heute die MotoGP entfacht, wäre es vielleicht nicht schlecht gewesen. Aber nein. Ich bin sehr glücklich, wo ich jetzt bin. Da fühle ich mich bei Porsche schon recht wohl.

Wer wird heuer Formel-1-Weltmeister?

PREINING: Hamilton, da brauchen wir gar nicht zu reden. Wenn da nichts völlig Außergewöhnliches passiert, ist das entschieden.