"Unser Auftrag ist Formel E, das ist Fakt", sagt Fritz Enzinger, der wie beim so erfolgreichen Langstrecken-Projekt Regie führt. Im APA-Interview versicherte der Steirer, dass der Wiedereinstieg in die Formel 1 kein akutes Thema sei.
Am Freitagabend erhält Enzinger das dritte Jahr nacheinander bei der Gala des Automobil-Weltverbands (FIA) den Preis für den Weltmeistertitel in der LMP1-Klasse. Nachdem man 2016 die Wiener Hofburg beehrt hatte, fand die FIA-Festivität heuer in Versailles statt. Dort nahm Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zum vierten Mal die Trophäe für den besten Formel-1-Konstrukteur in Empfang.
Dass zwei Österreicher höchst erfolgreich die Motorsport-Abteilungen bei den schwäbischen Automobil-Flagschiffen dirigieren, bekommt durch die Freundschaft der beiden eine besondere Note. "Das hat schon was. Wir sind ja wirklich gute Spezis", bestätigte Enzinger der APA - Austria Presse Agentur. Ab der Saison 2019/20 wird die Beziehung eine neue Art von Belastungsprobe erfahren. Denn auch Mercedes nimmt dann die Formel E in Angriff, kehrt dafür dem Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) den Rücken.
"Es ist jetzt erst die vierte Saison, und wie sich das Ganze weiterentwickelt, ist schon erstaunlich", zeigte sich Enzinger vom Potenzial der Serie angetan. Die Entscheidung zur sportlichen Neuorientierung fällte der Porsche-Vorstand im Juli dieses Jahres. "Man muss genauso in der E-Mobilität aktiv sein. Porsche bringt ja auch Ende 2019 ein vollelektrisches Auto", meinte der 61-Jährige, der für BMW in der Formel 1 als Logistik-Chef gearbeitet hatte. "Es ist vielleicht mehr Event, aber man muss offen für so etwas sein."
Stationen in der aktuellen Saison der Formel E sind unter anderem New York, Paris, Berlin, Hongkong und Marrakesch. Für Enzinger ist der Gang in die Städte der richtige Weg. "Dann sind es noch dazu attraktive Städte." Konkrete Ziele habe man für die erste Zeit noch nicht im Auge. "Egal, wo Porsche antritt, der Anspruch ist immer, der Beste zu werden und möglichst schnell Rennen zu gewinnen", stellte er aber klar. Derzeit sei man "in der Konzeptphase", das erste testfähige Auto soll Anfang 2019 fertig sein. Erst danach wolle man sich aktiv nach Fahrern umschauen.
Die Formel 1 sei aktuell eher ein Gedankenexperiment. "Es ist schon richtig, die FIA hat vor einem guten Jahr mehrere Hersteller eingeladen, dass sie bei der Gestaltung der Power Unit (des Formel-1-Motorenkonzepts; Anm.) ab 2021 mitwirken. Aber da waren so viele andere auch, nicht nur Porsche. Klar ist es interessant, aber mehr ist es nicht", klärte Enzinger auf. Es laufe "ein Vorausentwicklungsprogramm zur weiteren Effizienzsteigerung eines High-Performance-Verbrennungsmotors". Was daraus wird, sei völlig offen.
Enzinger stammt aus Oberwölz im Bezirk Murau, der heutige Red Bull Ring ist nicht weit entfernt. 2011 verpflichtete ihn Porsche, um den Einstieg in die Endurance-Weltmeisterschaft zu bewältigen. "Porsche hat mir die Rückkehr des Unternehmens in den Spitzensport anvertraut", erklärte Enzinger. Im November desselben Jahres übernahm er ein Team mit fünf Mitarbeitern, heute sind es über 260.
Dreimal hintereinander holten die Deutschen unter seiner Verantwortung den Gesamtsieg in Le Mans und die WM-Titel bei Fahrern und Herstellern. "Das heißt, wir haben den Auftrag zu hundert Prozent erledigt." Nach dem ersten Le-Mans-Sieg mit Porsche im Jahr 2015 wurde Enzinger vom französischen Fachmagazin "Auto Hebdo" zum Motorsportmanager des Jahres gekürt. Nun beginnt ein neues Kapitel seiner Tätigkeit bei dem Traditionsunternehmen.