Am Sonntag dürften sich einige ORF-Kunden spätestens ab 20.15 Uhr ziemlich gewundert haben: In ORF eins lief - wenig überraschend - Fußball, auf ORF Sport+ - logisch - Sport. Dass aber in ORF 2 Formel 1 zu sehen war, kam dann doch für viele unerwartet. Den Quoten schadete diese geballte Ladung an Bewegungsspielen keineswegs: Die Vorberichte auf das EM-Spiel Deutschland - Ukraine verfolgten 500.000 Österreicher, das Match schließlich 1,1 Millionen im Schnitt. Den Grand Prix in Montreal schalteten 553.000 Motorsportfans ein. Somit lief der Sonntagabend für den ORF um ein vielfaches besser als mit der gewohnten Programmierung (Hollywood und Tatort). Einschaltzahlen für Sport+ gibt der Sender traditionell nicht bekannt. Beim Spiel Deutschland - Ukraine zogen übrigens 200.000 Österreicher die ARD dem ORF vor. 245.000 gingen lieber bei einem alten "Traumschiff" im ZDF an Bord.
Aber warum zeigte der ORF gestern gleich auf drei Sendern Live-Sport und lagerte nicht zumindest ein Event auf seinen Sportsender aus? Abgesehen davon, dass auf ORF Sport+ Österreichs Handballer live bei der Arbeit zu sehen waren - weil er muss.
Der Grund für die Programmierung
Die Medienbehörde KommAustria untersagt dem öffentlich-rechtlichen Kanal, sogenannten Premiumsport auf Spartensender ORF Sport+ auszustrahlen. "Premium" sind per Gesetz jene Bewerbe, "denen in der österreichischen Medienberichterstattung breiter Raum zukommt", und dazu zählen u. a. Formel-1-Rennen und Fußball-Länderspiele. ORF Sport+ soll Randsportarten mit weniger Breitenwirkung vorbehalten bleiben - wie gestern etwa Handball. Finden, wie am Sonntagabend, ein Spiel der Fußball-Europameisterschaft und ein Grand Prix gleichzeitig statt, muss der ORF auch auf ORF 2 ausweichen. Auf eines der beiden Sportereignisse zu verzichten und es aus dem Programm zu nehmen, ist keine Option. Der ORF ist seinen Vertragspartnern gegenüber, von denen er die Senderechte erworben hat, verpflichtet, live zu übertragen. Und abgesehen davon, dass der Sender es ohnedies nicht dürfte, wären etwa UEFA (Fußball) oder FIA (Formel 1) wenig begeistert, liefe ihr Sport "nur" im Spartensender.