Chapeau! Welch großartige Leistung unserer Nationalmannschaft. Viel besser geht es nicht mehr. Es war eine wunderbare Nacht im Londoner Wembley-Stadion. Natürlich ist es schade, dass es kein rot-weiß-rotes Happy End gab, bei mir jedoch überwiegt die Freude über diese tolle Performance.
Österreichs Fußballer machten da weiter, wo sie gegen die Ukraine aufgehört hatten. Sie pressten früh und hoch, waren ungemein laufstark und spielten mutig nach vor. Franco Foda stellte sein Team perfekt auf den Gegner ein, reagierte in der Halbzeit richtig, indem er Sabitzer und Schlager auf die Achter-Positionen stellte und Grillitsch als Solo-Sechser agieren ließ. Mit dieser Umstellung übernahmen David Alaba und Co. immer mehr das Kommando. Und wenn es Italien in dieser Phase gelang, in die Nähe unseres Tores zu kommen, bildeten der umsichtige Aleksandar Dragovic und der alles überragende Martin Hinteregger ein schier unüberwindbares Bollwerk, das von einem auf der Linie fantastischen Daniel Bachmann unterstützt wurde.
Foda hatte es nicht leicht in den letzten Monaten. Die Leistungen und Ergebnisse des Teams waren – zu Recht – heftig kritisiert worden. Ich hatte aber das Gefühl, dass er schon gegen die Ukraine über seinen Schatten sprang – und das spricht absolut für ihn. Er hat den Spielern die Freiheiten gegeben, das zu tun, was sie am besten beherrschen: aktiv Fußball zu spielen. Er hat erkannt, dass die Stärken der Spieler im hohen Pressing und Gegenpressing liegen. Der Großteil der Mannschaft ist es gewohnt, aktiv gegen den Ball zu vereidigen und schnell umzuschalten. Ein ähnlicher Spielplan wie jener gegen Roberto Mancinis Italiener hätte vermutlich auch die Niederländer wesentlich mehr gefordert; vielleicht wären wir sogar als Gruppenerster aufgestiegen.
Sei’s drum: Franco Foda hat geliefert und all jene eines Besseren gelehrt, die bereits lautstark seine Ablöse gefordert hatten. Die Diskussionen um seine Person gehören der Vergangenheit an. Damit sie jedoch nicht bei nächster Gelegenheit wieder losgetreten werden, wird es von entscheidender Bedeutung sein, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Ich habe es in meiner Kolumne schon betont: Diese Mannschaft hat enormes Potenzial, das hat sie in den beiden letzten Spielen eindrucksvoll bewiesen. Gelingt es, den Kurs beizubehalten, ist die Teilnahme an der WM 2022 in Katar trotz holprigen Starts in der Qualifikation absolut in Reichweite.
Mit Teamchef Foda, davon bin ich felsenfest überzeugt.
Roman Mählich