Kraftquelle, Ruheoase oder wie Kärntens Technikspezialistin Kathi Truppe es lässig im Dialekt formuliert: „Kärnten is lei ans.“ Sie ist ein waschechtes "Mädl" vom Land und liebt die Idylle, insbesondere nach schweißtreibenden Wochen. Ihr sonniges Gemüt würde die sympathische Altfinkensteinerin zwar nie verlieren, doch in der vergangenen Skisaison war „mir eher zum Blärren. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, weiß ich nicht, wie ich diesen Winter überstanden habe. Da ist mir das Lachen vergangen“, gesteht die 27-Jährige.

Nach dem starken dritten Platz beim Weltcupslalom in Killington ging es für die Team-Olympiasiegerin von Peking kontinuierlich bergab. „Mir war nicht klar, dass man so oft eine auf den Deckel bekommen kann. Ich war so leer, dass ich nicht mehr wusste, wie ich aus diesem Strudel herauskomme. Was auch immer ich gemacht habe, es hat nichts funktioniert, nichts“, erklärt Truppe, die nur mehr darauf gehofft hat, dass die Saison so schnell wie möglich vorbei geht. „So ging es mir noch nie. Und so viele Tränen habe ich noch nie vergossen. Ich war echt fertig.“

"Ich habe an allen Ecken und Enden gepfaucht"

Man opfert sich schließlich als Leistungssportlerin auf und geht mit einer Leidenschaft ran, dass solche Tiefschläge nicht spurlos an einem vorübergehen. Es sei für sie einerseits lehrreich gewesen, andererseits eine sehr harte Schule. „Ich habe an allen Ecken und Enden gepfaucht, irgendwann musste alles raus. Ich war einfach langsam und gerade dann, fängt man zum Hadern an. Ich weiß nicht, wann der Knacks gekommen ist.“

Mit ÖSV-Teamkollegin und Leidensgenossin Kathi Huber hatte die Kärntnerin jemanden an ihrer Seite, die sich in ihre Gefühlswelt reinversetzen konnte. „Einmal sind wir in Kranjska Gora völlig verheult im Bus gesessen. Dann musste eine Pizza her und wir haben gesagt, wenn wir sie weggeputzt haben, dann haken wir das alles ab.“

Manchmal reicht nur ein falscher Satz oder Gedanke, dass alles wieder hochkommt. „In unserer Gruppe muss generell etwas falsch gelaufen sein, weil sonst kann es ja nicht nur so rückwärts laufen.“ Öffentliche Kritik war kein wesentlicher Faktor, „denn wenn du intern stark bist, kann von außen kommen, was will. Aber heuer hat es überall zu sehr gebröckelt.“

Der „Horrortrip“ gehört inzwischen der Vergangenheit an. Mit den ersten Skitests sowie dem Markenwechsel zu Völkl nahm der so notwendige Neuanfang Formen an. „Das war der Zeitpunkt, den es gebraucht hat“, verdeutlicht Truppe, die heuer die Polizeischule erfolgreich absolviert hat. Kürzlich nahm sie mit ihrer Schwester Anna den „Glockner Mountain Run“ in Angriff - „der war echt zach, da bin ich an meine Grenzen gegangen“ und demonstrierte am Villacher Kirchtag ihre Gastrokenntnisse.

"Anpacken kann ich"

In den Sommermonaten genießt die Tierliebhaberin ihre „Auszeiten“ am elterlichen Bauernhof, den „Zwanzgerhof“, der in der neunten Generation besteht. Es ist ein reiner Familienbetrieb inmitten der Karawanken. Ihre Eltern betreiben einen Milchviehzuchtbetrieb. Es gibt alles, was das Herz begehrt - vom selbst gebackenen Brot, Marmelade, Salami, Mozzarella, Topfen oder Säfte - für jeden Geschmack ist etwas dabei. „Bei mir hat alles als Kind mit dem Kühetreiben bis hin zum Melken angefangen. Anpacken kann ich“, sagt die Frohnatur, die am liebsten mit ihrem Berner Sennenhund „Fino“, den Ziegen und der kecken Sau „Rosalie“ herumtollt oder sich bei Waldspaziergängen von Negativgedanken befreit.

„Wir leben hier, wo andere Urlaub machen. Ich sehe auf den Faaker See und auf den Wörthersee. Man hört entweder Kuhglocken oder den Traktor. Traumhaft, ein echtes Paradies und für Gäste ein erholsamer Urlaub am Bauernhof. Der Handyempfang ist hier nicht der Beste, aber tut manchmal auch gut“, grinst Truppe, die im Frühjahr in ein 84m² großes Penthouse an den Faakersee gezogen ist. „Irgendwann wird es halt Zeit. Der Platz mit der ganzen Skikleidung ist knackig, zum Glück streichelt mein Servicemann meine Skier bei sich daheim in seiner Garage.“

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