Er spazierte gemeinsam mit seinen Kumpels von der SGA Sirnitz in Richtung Umkleidekabine. Ganz locker und lässig und ohne jegliche Starallüren. Er ist einer von ihnen, zweifelsohne. Die Rede ist von Publikumsliebling Martin Hinteregger. Vergangene Woche ließ er es beim Training auf einen ersten Versuch ankommen. Der Probelauf kam nach seiner Sehnen- und Meniskusverletzung allerdings noch etwas zu früh. Am Montag spulte der Europa-League-Sieger von Eintracht Frankfurt eine lockere Trainingseinheit ab.

„Ich war ja nie wirklich weg, habe immer Kontakt gehalten. Ich bin froh, wieder daheim zu sein. Es war von Anfang an klar, wenn ich mal aufhöre Profi zu sein, dann geht’s in Sirnitz zu Ende“, erzählt Hinteregger, der verriet, dass er bei 50 Prozent an Leistungsvermögen steht. „Es wird stetig besser. Nur vorher haben mir Ärzte und Physios gesagt, was los ist, inzwischen muss ich alles selbst steuern.“

Vater-Sohn-"Geschäft"

Schauplatz war das idyllische Steuerberg. Denn schließlich kooperieren die Sirnitzer unter der Woche im Training mit der Mannschaft von Trainer Werner Oberrisser, dem Vater von Sirnitz-Coach Florian Oberrisser – quasi ein Vater-Sohn-„Geschäft“. Lediglich das Abschlusstraining absolvieren beide Teams getrennt. Der Sinn und Zweck dahinter ist eine logische Schlussfolgerung. Es gibt dementsprechend keine Spielerengpässe mehr.

Hinteregger ließ vor Ort durchsickern, dass er bis zum Saisonstart fit sein will. Doch warum eigentlich Stürmer? „Ich war lange genug Verteidiger. Ich glaube, dass ich mich auf dieser Position am besten einbringen kann. Sirnitz hatte immer mal wieder ein Offensivproblem. Mal schauen, wie es läuft. Generell ist das Niveau echt nicht schlecht. Ich hätte mehr Spaß erwartet. Es wird sehr fokussiert und korrekt gearbeitet. Ich würde es als semiprofessionell bezeichnen.“ Die Kapitänsschleife wird er aber wohl nicht überziehen. Diesbezüglich baut man weiter auf Routinier Michael Golznig.

"Versuche es zu genießen"

Der Hype um „Hinti“ war Florian Oberrisser vollkommen bewusst, „doch das ich jetzt auch immer wieder kontaktiert werde, damit hätte ich nie gerechnet. Mir wäre es ja fast am liebsten, wenn jeder den Martin traktiert. Jetzt ist mir erst klar geworden, was ein Profi jahrelang täglich durchmacht. Das bräucht ich nicht“, sagt der ehemalige FC-Kärnten-Kicker mit einem Lächeln. Auf der anderen Seite wird er solch eine Masseneuphorie wohl nie mehr erleben. „Deshalb versuche ich es zu genießen. Es kam sehr unverhofft, aber wir werden das schon alles schaukeln.“

Der 37-Jährige verriet, dass es hier am Land einfach anders ist. Egal ob von den Charakteren her, der Freundlichkeit oder vom Benehmen. Die Jungs sind enorm bodenständig, aus dem guten alten Holz geschnitzt. Es macht richtig Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Vor allem nach Siegen hat man noch viel mehr Spaß.“

"Da geht keiner heim zur Mama schiagln"

Der Klagenfurter macht kein Geheimnis daraus, dass er auf die Expertise des ehemaligen Nationalteamspielers setzt. „Er wird die Jungs mitziehen und führen, ihnen Tipps geben, egal ob es ums Taktische, Laufwege, Attackieren oder Pässe geht.“ Was sofort ins Auge sticht, dass die Jungs das Herz auf ihrer Zunge tragen. „Es nimmt sich keiner ein Blatt vor den Mund. Die geben sich es schon. Und da geht keiner heim zur Mama schiagln.“

Der Startschuss in der Unterliga Ost fällt am 22. Juli mit dem Auswärtsduell gegen den SC St. Veit. Fanansturm inklusive. Kurz vor dem Auftakt ist Oberrisser allerdings noch auf Spielersuche. „Wir brauchen dringend noch zwei.“